Weg vom Markt, hin zur Subvention

Der deutsche Finanzminister warnt geradezu vor einer Leistungsmüdigkeit, die das wirtschaftliche Handeln neu - und nicht gerade vorteilhaft - ausrichtet.

Der deutsche Finanzminister Christian Lindner gibt auf eine Frage der Neuen Zürcher Zeitung, in der die „Ambitionslosigkeit in Deutschland“ in puncto Leistung angesprochen wird, eine treffende, wenngleich auch verheerende Antwort.

Die Corona-Pandemie hat etwas verändert. Ich beobachte Manager und Unternehmer, die ihren Gewinn nicht mehr im Markt suchen, sondern in der Nähe des Staatshaushaltes mit seinen Subventionen. Ich sehe, dass Menschen mehr vom Staat und weniger von sich erwarten, dass der große Wunsch nicht mehr das wirtschaftliche Vorankommen ist, sondern der Verzicht auf einen Tag Arbeit in der Woche. [Die Deutschen] sind teilweise so gut qualifiziert und haben so hohe Einkommen, dass sie meinen, sie bräuchten jetzt nicht noch mehr. Aber wir leben in einer neuen Realität, Frieden und Freiheit sind nicht mehr gesichert, Wohlstand auch nicht, und die Auflösung kann nur sein, wirtschaftliche Stärke als Faktor der Geopolitik wieder zu entdecken und zu verstehen, dass alle ökologischen und sozialen Vorhaben nur auf der Basis einer Kultur der Leistungsbereitschaft realisiert werden können.

Christian Lindner

Das vollständige Interview kann man entweder direkt bei der NZZ lesen oder – werbefrei – auf der Website des deutschen Finanzministeriums. Das Interview ist lesenswert, sehr lesenswert sogar, da es sich zwar auf Deutschland bezieht, aber darin einige Themen angesprochen werden, die Europa und damit auch Österreich genauso betreffen. Und dieser Punkt – Gewinn nicht im Markt, sondern im Staatshaushalt – ist ein fast schon allem Handeln zu Grunde liegender Zugang einiger Unternehmen. Dass dieser Zugang auf lange Sicht deutlich mehr Probleme hervorbringen wird als Lösungen, sehen wir hier in Europa, wenn wir uns die Lage kritisch ansehen, mehr als nur gut.

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