Widrigkeiten am Ende der Gasse

Während meiner Wanderungen durch die Gassen und durch die Altstadt von Shaoxing, kam es öfter vor, dass ich alltäglichen Grausamkeiten, egal nun, ob zwischen Mensch und Mensch, Tier und Tier oder zwischen Mensch und Tier völlig unerwartet begegnete. Sicherlich ist man irgendwie drauf gefasst, dass jetzt gleich Schlimmes geschehen wird, wenn zwei Rüden aufeinander losgehen oder zwei junge Chinesen mit Steinen in der Faust aufeinander zu schießen beginnen, aber eher still läuft es ab, wenn Menschen Tieren wehtun.

Ich wanderte also durch die Altstadt von Shaoxing und fotografierte, folgte einigen älteren Damen durch die verwinkelten Straßen hindurch wo auch immer hin und ließ mich vom Geschehen in der Stadt einfach treiben, bis ich in einer Nebenstraße (nämlich der oben im Bild) eine für mich ein wenig merkwürdige Szene sah. Da standen zwei Frauen an einem Waschbecken mit aufgedrehtem Wasserhahn und während die eine nur redete, arbeitete die andere an irgendwas, das sich… bewegte! Ich schoss das Foto, ging dann allerdings näher ran, um zu sehen, was hier vonstatten ging. Und es war grausam, was ich sah.

Offenbar bereitete die Frau gerade das Abendessen zu. Viel mehr, sie bereitete es nicht zu, sondern sie bereitete es vor, denn was sie da aus einem Plastiksack holte, waren lebendige Frösche, die sie erst in einen kochfertigen Zustand überführen musste. Jetzt denkt man als Westler natürlich, na klar, da schlägt sie dem Tier mit irgendwas auf den Kopf, danach schneidet sie es und das war’s – dem war jedoch nicht so. Sie öffnete also den Sack und holte einen Frosch nach dem anderen heraus, wusch das noch lebendige Tier, nahm dann die Schere, die dort lag und schnitt dem Tier bei lebendigem Leibe die Beine ab. Der Froschkörper begann zu zucken und lediglich an dem, was bei uns Arme sind, konnte man erkennen, dass er flüchten wollte, doch der Griff der Frau war fest. Das Waschbecken füllte sich mit Blut, das teilweise aus dem Körper floss und teilweise spritzte. In der Zwischenzeit wusch die Frau die beiden Beine des Tieres und legte sie zu den anderen Beinen in den Topf. Durch das Zucken des Frosches mit den Armen, bewegte sich das, was vom Tier noch übrig war im Waschbecken, woraufhin die Frau die beiden Arme abschnitt, damit sie nun in Ruhe die Beine wieder aus dem Topf holen und das letztlich begehrte Fleisch – die Schenkel nämlich – herausschneiden konnte.

Ich wünsche niemandem, der sowas nicht gewöhnt ist, mitansehen – und vor allem: hören! – zu müssen, wie „der Rest“ eines Tieres im Waschbecken vergeht.

Die Schenkel waren nun vom Rest des Beines getrennt und die Arme waren entfernt worden. Doch offenbar gab es noch irgendwelche Teile des Tieres, die man essen konnte: Die Frau rückte den Körper des Tieres in die Mitte und presste mit beiden Händen das Blut heraus. (Auf die Spitze bringt es die Tatsache, dass diese Bewegung bei einem Menschen die Art und Weise darstellt, wie man Herzmassage betreibt!) Es quoll noch ein wenig Blut aus den vier Öffnungen und das Maul des Frosches stand offen, doch die Augen bewegten sich noch! Und sie schnitt ihm den Körper in zwei Hälften, nahm das Fleisch, wusch es ab, warf es in den Topf und den Rest des Tieres in den Mülleimer.