Zuerst in die Kirche, dann nach Pangaimotu

Der 9. September 2007 war ein Sonntag. Wir wurden ziemlich früh geweckt, denn es stand einiges am Programm: Wir wurden zur Kirche gebracht, um dem Gesangsteil der Messe beizuwohnen, danach abgeholt und wieder ins Hotel gebracht, damit wir uns für die Badeinsel Pangaimotu fertigmachen konnten. Für den Abend war am Morgen noch nichts geplant.

Kirchengesang in Tonga

Als Europäer ist man den Kirchgang zwar im Kindesalter gewohnt, später jedoch nutzt man den freien Sonntag, um auszuschlafen oder die Dinge zu erledigen, für die man von Montag bis Samstag keine Zeit hatte. Geht man allerdings zur Kirche, dann ist man dort meist mit alten Menschen konfrontiert, die halb dabei, halb verschlafen in der Messe sitzen und etwas praktizieren (zelebrieren?), dessen Wert mehr in der Tradition als im Glauben liegt. Kommt es zu den Liedern und Gesängen, die in Österreich zum Glück in nur geringen Quantitäten abgespielt werden, laufen selbst marodeste Hähne davon. Genau das ist das Gegenteil in Tonga.

Aus dem, was ich beurteilen kann, ist der durchschnittliche tonganische Kirchenbesucher jung und bringt seine ganze Familie mit. Am Anfang der Messe gibt es lange Gesänge, die im Treffen der Töne und in ihrer Komplexität (für normal Sterbliche) insgesamt ein beeindruckendes Bild schaffen, das ich zumindest ein wenig mit dem obigen Video einfangen konnte: In Nähe zum Alter gibt es einen Chor, der die Gemeinde unterstützt, diese beteiligt sich aber selbst ebenso am Gesang, nur eben richtiger als in heimatlichen Gefielden.

Die Tore zur Kirche waren offen und auf den Treppen spielten Kinder oder saßen Mütter mit Kleinkindern, um der Messe beiwohnen zu können ohne aber die Kleinen aus den Augen lassen zu müssen. Ich versucht lange mit Hilfe eines einheimischen Jungen auf den Kirchturm zu gelangen, der war aber, wohl aufgrund des Besuchs des Königs, fest verschlossen, was Fotos aus der Vogelperspektive nicht möglich machte. Gut, es sollte sein, stattdessen fotografierte ich ein paar Zeitgenossen vor der Kirche.

Papiloa führt ins Hotel

Nachdem die Gesänge zu Ende waren, entfernten wir uns dezent aus der Kirche. Die bestellten Taxis und Chauffeure warteten vor dem Eingang und ich hatte das Glück mit Papiloa im Wagen fahren zu dürfen. Glück deshalb, weil sie, nebst der Fahrt an sich, auch gleich eine Führung durch Nuku’alofa, die Hauptstadt Tongas, gab. Wir besuchten das Königsgrab, eine weitere, jedoch wesentlich fester gebaute Kirche und Papiloa erklärte uns, warum die Stadt so leblos und ausgestorben war, wieso Tonga Soldaten in den Irak geschickt hatte und warum ihr Menschen auf die Nerven gingen, die sich nicht an die Gesetze und Regeln des Landes hielten. Wahrscheinlich haben wir während dieser Fahrt mehr von Papiloa und Tonga gelernt als in allen lectures, die noch folgen sollten, zusammen. Aber das ist jetzt nicht das Thema des Eintrags.

Pangaimotu

Pangaimotu war die erste Badeinsel, die ich ohne krank zu sein erlebt habe und ja, ich bin, obwohl keine Wasserratte, auf den Geschmack gekommen! Warmes, klares und an der Oberfläche türkis schimmerndes Wasser, ein schier endloser Sandstrand mit schattenspendenden Palmen, ein vorgelagertes Riff, das die Wellen schon im Vorhinein bricht, Hängematten, genügend Natur, um sich von der badenden Masse abzusetzen… So geht das auch für mich in Ordnung.

Von Nuku’alofa nahmen wir ein Fährboot auf die Insel, das uns in etwa 15 Minuten von hier nach dort brachte und am einzigen Pier der Insel anlegte, das wiederum direkt zum Big Mama Yacht Club führte, dem einzigen Ort, an dem man Speisen und Getränke kaufen konnte, beides nicht viel teurer als auf der Hauptinsel selbst. Der Big Mama Yacht Club war quasi die Basis-Station des restlichen Sonntags und die meisten hielten sich hier oder in der näheren Umgebung auf. Und die hatte einiges zu bieten: bei meiner Inselumrundung stapfte ich nicht nur vorbei an bereitgestellten Strandliegen und Hütten, die ich zuerst für Hütten von Ansässigen hielt, später aber dann von einer in Neuseeland studierenden Französin, die sich so eine Hütte gemietet hatte, darüber aufgeklärt wurde, dass diese Hüttenlandschaft Teil eines Hotels sei, sondern auch über einen Nistplatz (nennt man das bei Krabben so?) für Krabben und allerlei anderes Meeres-Strand-Getier. Dort, übrigens, auf der Nordostseite der Insel war niemand mehr, dorthin verloren sich die Menschen nicht. Dort waren der Wind und die Brandung zu stark, um den Strand attraktiv zu machen. Außerdem konnte man von diesem Teil der Insel den Schiffsfriedhof sehen, mit dem sich Tonga einen Teil seiner Staatskasse (offenbar regelmäßig) aufbesserte. Kein Ausblick also – im Vergleich zum endlosen Blau der anderen Seite.

Abendessen nach Sozialisation im Reef Café

Gegen Abend wurde klar, dass sich die meisten ins Reef Café begeben würde, um ein Abendessen zu einem vernünftigen Preis zu erhalten; und so geschah es. Nahezu die ganze Gruppe war da. Es waren so dermaßen viele für den Aussteiger aus Neuseeland, dass er kurzerhand das Lokal für andere Gäste sperrte, indem er jedem, der sich in Erwartung eines Abendessens niederließ, mitteilte, dass selbiges mindestens eine Stunde dauern würde. Das dazu. Die meisten gingen, einige blieben, wir waren auf jeden Fall da.

Die Kommunikation innerhalb der Gruppe war bislang nicht wirklich vorhanden gewesen. In Los Angeles waren wir allein schon durch die Zimmeraufteilung und die unterschiedlichen Interessen aufgeteilt, auf Beachcomber Island gingen die Teilnehmer der Selbstbeschäftigung nach oder hatten – ich! – Fieber und schliefen. Ja selbst der erste Tag in Tonga war fürs gegenseitige Kennenlernen nicht wirklich nützbar. Da war der Sonntag auf Pangaimotu schon wesentlich sozialer: Ich habe mich mit einigen der Reisenden unterhalten und schnell meine Präferenzlinien (erfragt? beantwortet!) gefunden. Es gab niemanden, den ich nicht leiden konnte (zumindest noch nicht) und ein paar, die ich schon bald ins Herz schließen würde.