Zur Kurz-Rede

Natascha Strobl hat sich die Bilder, Narrative, und unausgesprochen mitschwingenden Subtexte, die Kurz in seiner gestrigen Rede – Ankündigung von Neuwahlen – angewendet hat, etwas genauer angesehen. Ihr Schluss? Kurz präsentiert sich als Heilsbringer in schlechten Zeiten; das eigentliche Problem wird zur Nebensache. Er – Er, Kurz! – ist die einzige Lösung, um die Ordnung wiederherzustellen, „wie’s früher einmal war“.

Vor zwei Jahren, als alles gut war, ist ER (nicht wir, nicht die ÖVP) angetreten, um ein Land aus dem Moloch der großen Koalition zu holen. Spannend ist hier die fast schon religiöse Erzählung. Es war Rückschritt und Stillstand, dann kam ER und es wurde gut und jetzt ist dieses Gute wieder dramatisch gefährdet. […] Jetzt, wo wieder alles schlecht und schwer ist (sowie damals vor Kurz), so wird er uns wieder retten, wie damals. […] Weil es seine Bestimmung ist, das Gute und Richtige zu tun. In diesen dunklen Zeiten ist er das Licht. Das ist Pathos pur.

Natascha Strobl: Ich, ich, ich

Die Analyse ist – zeitgemäß – eine Sammlung von Tweets, die vom ersten bis zum letzten einen Aspekt in Kurz‘ Rede nach dem anderen dekonstruieren und so ein an der eigentlichen, inhaltlichen Grundlinie orientiertes Bild dessen produzieren, was da eigentlich gesagt wurde. Bei wem die gestrige Rede den Eindruck hinterlassen hat, irgendwie am Punkt vorbei zu sein; wem das eigentliche Statement zum Irrsinn, der vorgefallen ist, gefehlt hat; wer die Rede als die nachhaltigen Fakten ignorierend, damit man nun endlich weitertun kann, verstanden hat; oder wen das unangenehme Gefühl beschlichen hat, dass sich da jemand, der zumindest teilweise für das ganze Schlamassel mitverantwortlich ist, aufmacht, um uns endlich aus dem Sumpf zu holen, der hat die Bodenhaftung noch nicht verloren, wie Natascha Strobl eindeutig und durch viele verschiedene, kleine Statements und Bilder aus der Rede, die diese Eindrücke vermitteln sollen, klar macht. Eine Person, die soetwas fühlt, fühlt richtig.