Natascha Strobl, die schon vor ein paar Tagen die Rede von Sebastian Kurz analysiert hat, hat die Narrative der ÖVP identifiziert, mit denen sie bereits vor dem Misstrauensantrag zu operieren begonnen hat. Entlang dieser 3 Geschichten wird sich also in nächster Zeit alles drehen:
- Sebastian Kurz muss eine rot-blaue Koalition verhindern. Eigentliche Message: Rotwähler sollten sich ins türkise Lager flüchten, wenn sie blau verhindern wollen.
- Sebastian Kurz ist vom Volk legitimiert und das Gegenstück zum Bundespräsidenten. Eigentliche Message: Sebastian Kurz steht über der Regierung, er ist ein Staatsmann, ein Anführer, niemand sonst ist das – mit Ausnahme des Bundespräsidenten an sich.
- Das Parlament agiert gegen das Volk. Eigentliche Message: Sebastian Kurz ist direkt vom Volk legitimiert und dort verankert; das Parlament nicht. Er spricht für euch, sie tun das nicht.
Und ich dachte mir: Na jetzt übertreibt sie aber, die Natascha Strobl, vor allem beim letzten Punkt. So weit wird doch wohl niemand ernsthaft gehen. Doch ein paar Minuten später habe ich auf Facebook ein Wahlkampfvideo vom Team Kurz im Stream eines Fanboys gesehen. Text:
Das Parlament hat bestimmt.
Wahlkampfvideo Volkspartei, gesehen am 28.5.2019
Das Volk wird entscheiden!
Unser Weg hat erst begonnen.
So that’s that. Ich glaube, in Österreich kann man seit dem erfolgreichen Misstrauensantrag nun tatsächlich von Politik sprechen.
Sorry für die vielen Kurz- und Politik-Posts in letzter Zeit, aber ich kann mich an Analysen von Sprache und Bildern, Motiven, Narrativen und der Schaffung oder Modifikation von Kausalitäten einfach nicht sattlesen.