COVID-19, Tag 728: Impfpflicht? LOL!

Montag, 10. März 2022, Tag 728 der Corona-Pandemie. Die Pandemie, obwohl in Österreich schon beendet, ist nur noch einen einzigen Kontakt von mir entfernt. Viele Bekannte hat es bereits erwischt, letzte Woche auch schon die erste Verwandte; und diese Woche gleich die zweite. Beide vollständig geimpft, beide mit nur leichten Symptomen. Zwei Tage Verlust des Geschmackssinns und Müdigkeit bei der einen, ein wenig Kopfschmerz bei der anderen. Das war’s: lästig, aber nicht lebensbedrohlich. Bei einem Bekannten, der sich wohl auch letzte Woche infiziert hat, sieht es ganz anders aus: Sowohl, was die Impfung, als auch, was den Verlauf der Krankheit angeht.

Wäre das Infektionsgeschehen ein Aktienkurs, könnte man heute noch investieren und wohl trotzdem positiv aussteigen.

Angesicht der immer höher steigenden Infektionszahlen hat die Regierung gestern das Aussetzen der Impfpflicht beschlossen. Dieses ohnehin von Anfang an unter keinem guten Stern stehende Vorhaben – ich glaube, niemand in ganz Österreich hat die Impfpflicht jemals als das ultimative Mittel akzeptiert und anerkannt, weshalb diese Pflicht auch von Anfang an so irrelevant wie substanzlos wirkte – kann man nun auf zweierlei Art und Weise interpretieren.

  1. Wir lassen die Impfpflicht Impfpflicht sein und werden in den nächsten Monaten und Jahren über diese damals typisch österreichische Lösung schmunzeln, während wir alle immer und immer wieder über die nunmehr regelmäßig und mit der saisonalen Grippe einhergehenden Infektionen jammern. Der Fokus dieser Interpretation liegt auf einer Immunisierung durch Impfung.
  2. Wir erkennen das geniale Moment hinter dem Beschluss, die Impfpflicht auszusetzen und praktisch alle Einschränkungen aufzuheben, somit die Immunisierungsrate durch Infektion zu erhöhen und die Gesamtimmunisierung in der Bevölkerung dramatisch anzuheben. Hier liegt der Fokus auf Immunisierung durch Infektion. Und das scheint auch, so zumindest ein Beitrag im Corona-Blog der Universität Wien langsam aufzugehen und war bereits im Februar messbar.

Folgt man nun der Interpretation Nr. 2, so sollten die kommenden Monate nun gespickt sein mit allen möglichen Veranstaltungen und Events, die das Beisammensein großer Menschenmengen fördern und so aktiv für eine Immunisierung sorgen. Auch schön.


Ich weiß nicht, wie es meinen Mitmenschen hier in Wien geht, aber diejenigen, die ich kenne, für die scheint die Pandemie tatsächlich nur noch eine Lästigkeit zu sein. Es wird wieder gereist, Sport gemacht, getanzt, gegessen, getrunken und gefeiert als ob nichts wäre. Und auf der anderen Seite gibt es noch die Individuen, die sich den Status Quo, der während der Lockdowns gegolten hat (und damit meine ich die echten Lockdowns, nicht diese Pseudo-Lockdowns, die ein paar Geschäfte geschlossen hielten, aber sonst keinen Sinn machten) künstlich aufrecht erhalten wollen, weil sie sich nicht mit den neuen Bedingungen abfinden und ihr Leben darauf abstimmen wollen. Sie muss ich mir mal näher ansehen, anrufen und mit ihnen sprechen. Aber ich fürchte, 728 Tage Pandemie haben bleibende Wunden hinterlassen.

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