Ein Monat reicht. Facebook, diese Zeitverschwendung ohne Mehrwert, bringt es nicht. Was auch immer ich mir davon erwartet habe wurde nicht erfüllt und besondere Umstände, die es mir erleichtern würden meine Erwartungen ein wenig zurückzuschrauben und stattdessen die Benutzbarkeit hochzuhalten, gibt es nicht. Ich bleibe registriert (schließlich habe ich ja eine tolle Vanity-URL und endgültige Abmeldungen sind ohnehin nicht möglich), doch vorbeischauen werde ich nur noch sporadisch. Der Facebook-Direktlink ist aus meiner Lesezeichenleiste verschwunden, die Facebook-Applikation am iPhone ist auch schon wieder weg, ebenso wie der Link in der Social-Media-Sektion dieser Seite. Facebook verspricht viel, hält aber wenig.
Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen. (facebook.com)
Ja, sicher. Volksschulfreunde, die keinen interessieren, Schulfreunde, die mir schon damals unsympathisch waren, sammelwütige Persönlichkeiten, auf deren Freundesliste man Teil einer Liste wird, ehemalige Kollegen, an die mich nichts mehr bindet – wozu soll ich mit ihnen den Kontakt pflegen? Es ist ein wenig wie bei einem Klassentreffen: Ein Haufen Menschen trifft sich auf Facebook, heuchelt sich was vor und freut sich darüber, dass alle brav mitheucheln. Freundlichkeiten mit meinem Vorgesetzten? Gemütliches Plaudern mit der Exfreundin? Man möchte sich andauernd die Hände waschen! Der Irrsinn an der Sache ist allerdings, dass das dämliche Geplänkel direkt und indirekt dramatische Auswirkungen auf das Leben eines jeden hat, in dessen Umfeld Facebook zur Kommunikation verwendet wird.
Viele kennen heute schon das Gefühl eine Phantomschmerzes, wenn sie mal offline sind. (…) User bekennen, dass der letzte Blick am Abend und der erste am Morgen nicht ihren schlafenden Kindern, sondern dem Display ihres Organizers gilt, dass sie sich ohne ihn unvollständig fühlten. (Alex Rühle: Jenseits der Stille)
Früher, als ich mich mit Freunden getroffen habe, wurde über die Inhalte gesprochen, die man heutzutage als bekannt voraussetzt. In kurzen Statusmitteilungen will A erfahren haben, dass B gerade dieses und jenes macht, C wiederum hat aus einer Statusmeldung von D herausgelesen, dass eigentlich A dafür… und so weiter, der klassische Klatsch und Tratsch, der dem Small-Talk seine Substanz verleiht. Seit Facebook unterhält man sich nicht mehr über die Inhalte an sich, sondern mehr über den Kommunikationsweg dieser Inhalte. Inhaltsleer auch die Gespräche, die man mit Facebook-Addicts führt: Worüber soll man mit jemandem reden, der alle 2 Minuten Statusupdates durchführen oder Chats beantworten muss? Auch das Zusammenarbeiten mit solchen Personen ist nicht mehr möglich, denn sie nehmen die Wartezeit, die sie den Kollegen aufoktroyieren gar nicht mehr wahr. Chat, Statusupdate und Freundschaftsanfragen gehen vor.
Was also tun mit der Facebook-Mitgliedschaft? Abmelden. Und nie wieder anmelden.