Freitags

Freitags läuft in Österreich alles ein wenig anders ab als unter der Woche. Stellen wir gleich einmal vorab fest: Der Sonntag ist heilig.

Sonntag

Da gibt es eigentlich außer dem gestressten Frühstück, dem vielleicht praktizierten morgendlichen Kirchgang, dem Schnitzel zu Mittag und der gefröhnten Langeweile am Nachmittag nicht viel. Vielleicht noch eine Topfenkolatsche, einen Apfelstrudel und schlechten Kaffee (im schlimmsten Fall mit Milch), aber das war’s dann auch schon. Oberstufenschüler schlafen den Rausch vom Samstag aus, werden von der Mama zum Mittagessen geweckt, surfen im SchülerVZ herum und töten ihre Zeit durch Fernsehorgien bis in die späten Nachtstunden. Oder sie trinken weiter. Singles putzen an Sonntagen ihre Wohnung, andere gehen auf ein Fußballmatch oder in den Tanzkurs und meinen damit etwas geleistet zu haben.

Samstag

Samstage sind definitiv immer irgendwie mit Arbeit verbunden. Was am Freitag nicht mehr gelingt – was gelingt schon an einem Freitag? -, das wird an einem Samstag erledigt. Projektvorbereitung, Einkäufe, Pediküre, Maniküre (das betrifft den Iren jetzt weniger, er kann ja beissen), Friseur: Der Samstag ist ein österreichischer Konsumtag. Bis zwölf Uhr (im großstädtischen Ballungsraum auch bis sechs am Abend) wird eingekauft, Geld ausgegeben, gearbeitet, kurzum: obwohl man sich als gelernter Österreicher stets vornimmt, den Samstag ganz anders als gewöhnlich zu verbringen, endet er letztlich sowieso bei Ikea, Billa oder im Kino.

Montag

Ähnlich wie mit Samstagen, ist es mit Montagen. Montage sind beseelt. Nicht nur, weil man voll christlich-evangelischem Tatendrang in die Woche startet und sein Arbeitspensum ordnet, schlichtet und organisiert, sondern auch, weil so ein Montag einfach einer seelischen Reinwaschung gleichzusetzen ist: Der Ballast der Vorwoche ist weg oder erscheint in einem neuen Blickwinkel. Man schafft sich einen Überblick, wie man nun seine Woche organisieren wird und freut sich nach getaner Arbeit ob des Ergebnisses des großartigen organisatorischen Moments.

Donnerstag

Donnerstage haben – ähnlich den gerade erwähnten Montagen – eine gewisse, eine spezielle Bedeutung im Leben eines Österreichers. Nicht nur ist das Fernsehprogramm an Donnerstagen immer irgendwie anders, wenn nicht gar besonders, der Tag selbst ist eine Ansammlung an Arbeit, Freude und Glückshormonen. Man tut alles an einem Donnerstag, genaugenommen sammelt sich die Arbeit der ganzen Woche bis zum Donnerstag auf und bricht dann durch. Kaum einer kann sich vor der donnerstäglichen Arbeit erwehren, kaum einer kann vor dieser wöchentlichen Revolution fliehen (würde hier „proletarische Revolution“ passen?). Donnerstage sind definitiv Arbeitstage in Österreich. Nach der anstrengend wahrgenommenen Woche, vor dem gemütlich wahrgenommenen Wochenende: der Donnerstag ist der eigentliche Mittwoch!

Mittwoch

Mittwoch ist der Tag, der unter Österreichern den eigentlichen Wochenanfang markiert. Am Montag wurde – seelisch reingewaschen – organisiert, am Dienstag kommuniziert, der Mittwoch ist das in den Tag manifestierte Sich-Hinsetzen, um endlich anzufangen. Natürlich liegt hier und da der Stift nicht ganz korrekt, der Kübel steht nicht da, wo er stehen sollte und überhaupt vollbringt das Umfeld Störleistungen, die an den anderen Tagen so sicherlich nicht zu erwarten sind. Und mit der Verdauung ist’s an Mittwochen immer ganz schlimm. Das muss an der Sternenkonstellation liegen. Da hat man dann einen Weg. Am Mittwoch.

Dienstag

Dienstags wird der soziale Strang gepflegt. Was am Montag durch Organisieren nicht möglich war, wird am Dienstag durchgeführt. Dienstag ist die taggewordene Kaffeepause, das zum Tag mutierte Am-Gang-Stehen-und-Rauchen. Was am Dienstag nicht gesagt wird, hat nur noch am Samstag eine Chance, gesagt zu werden. Da ist sie allerdings auch wesentlich größer, wieder vergessen zu werden. Was vielleicht gar nicht mal schlecht ist!

Freitag

Nun haben wir die gesamte Woche analysiert und mit Werten belebt, aber was, was um Himmels Willen ist denn freitags los? Freitage sind nämlich anders. Ganz anders.

In Freitage kumuliert alles: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Am Freitag arbeitet man, weil eh nicht mehr lange, man redet, weil eh bald frei ist, man organisiert, weil man sich schon Arbeit für den Montag ersparen will, man isst gut, weil die Arbeitswoche ja schon zu Ende ist, kurzum: Freitag. Kumulation. Konzentration und Patriotismus.

Das klingt allerdings schon wieder nach so viel Aktivität, dass sich letztlich nur noch eines empfiehlt: Krankenstand. Und damit wünsche ich ein schönes Wochenende!