Im Notfall: Service unavailable

Martin Leyrer hat ein pikantes Detail über die Informationskette beim AT-Alert gefunden: Ein Teil der Informationskette ist auf Servern gehostet, die zum Zeitpunkt des letzten Notfalls offline waren.

Österreich testet morgen1 zwischen 12 und 13 Uhr sein neues Bevölkerungswarnsystem AT-Alert. Martin Leyrer hat sich das System vor einiger Zeit näher angesehen und festgestellt, dass die ganze Sache ein sehr schwaches Glied in der Informationskette hat: Wenn eine Notfall-Nachricht auf eine Website verweist, die weitere Informationen bereitstellt, dann sollte auch sichergestellt sein, dass alle Informationsquellen in dieser Weiterleitungskette stabil erreichbar sind. Und genau hierin liegt die Krux, denn die Website des Zivilschutzverbandes war zum Zeitpunkt der Notfall-SMS offline.

Noch einmal: Zum Zeitpunkt eines Notfalls war die Website des Zivilschutzverbandes offline.

In dieser [Notfall-] SMS wird auf die Homepage der Feuerwehr Krems verwiesen […] dann für interessierte weiter [auf die Website zivilschutz.at] verlinkt. […] Die Seite des Österreichischen Zivilschutzverbandes [ist allerdings] offline. […] Der Verein […] hostet seine Homepage mit den Selbschutzinformationen […] bei […] einem Provider, der in der Szene nicht den besten Ruf bezgl. Stabilität und Servicequalität hat. Die Homepage liegt also nicht beim BMI, wird nicht im BRZ [Bundesrechenzentrum] gehostet und vermutlich die meisten Feuerwehren verweisen auf diesen Verein, weil er ja im Namen des BMI agiert.

Martin Leyrer

Das ist, so banal die Lösung für so ein Problem auch ist, nämlich stabiles und zuverlässiges Hosting statt dem „ein paar Euro“-Tarif pro Monat, ein fatales Problem, denn natürlich ist das erste, was Menschen machen, online nachzusehen, wie die Problemlösung erfolgen kann, wenn sonst keine Informationsquellen vorliegen. Ich habe selbst miterlebt, wie etliche meiner Freundinnen und Freunde, die vom Hochwasser vor zwei Wochen betroffen waren, online nach Telefonnummern gesucht und online recherchiert haben, während sie nach Hause geeilt sind, um sich der Probleme überfluteter Keller, weggeschwemmter Gartenhütten und dergleichen anzunehmen. Wären die Websites der Feuerwehren und Unternehmen, die beim Auspumpen, Ausheben und sonstigen Arbeiten geholfen haben, nicht erreichbar gewesen, würde die rasche Hilfe ausbleiben, da die einzige Nummer, die man dort finden würde, nicht etwa die Telefonnummer sein würde, sondern die Nummer 503, der Servercode, der bei unzureichenden Ressourcen angezeigt wird.

In anderen Worten: In Österreich war Notfall und herrschte Krise, aber ein wichtiges Glied in der Informationskette fiel aus. Der Server, auf dem die Website des Zivilschutzverbandes gehostet war, war überlastet. Service unavailable. Und das, als man die Informationen auf der Website am meisten gebraucht hätte.

  1. „Morgen“ ist Samstag, der 5. Oktober 2024. ↩︎

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert