Mint und Fever werden nicht mehr weiter entwickelt

In einer Zeit als Blogs noch das A und O waren, hat Shaun Inman zwei Produkte auf den Markt gebracht, die in ihrer Zeit eine wirklich feine Sache waren: Das selbst gehostete Statistiktool Mint und den selbst gehosteten Newsreader Fever. Beide Produkte werden, wie Shaun Inman gestern auf seinem Blog mitgeteilt hat, nicht mehr weiterentwickelt.

As of today I’m officially suspending sales and support of Mint and Fever. But! As self-hosted software, absolutely nothing changes and you can continue using both Mint and Fever as you were yesterday. […] Over the course of developing Mint and Fever I’ve learned to avoid developing features I won’t personally use because I won’t notice when they break. It’s time I admit to myself that Mint and Fever are features I don’t use.

Ich habe beide Programme (um etwa jeweils 30 USD) gekauft und 2010 in einem Blogpost beklagt, dass ich das getan, somit „leider“ für sie bezahlt habe. Heute sehe ich die Sache ein wenig anders.

Mit dem Kauf von Mint und Fever habe ich einen Entwickler unterstützt, der (1) unabhängige, (2) frei entwickelte, (3) dezentrale und (4) nur in weiterer Folge von kommerziellen Interessen geleitete Software entwickelt hat, die vom Nutzer (5) Interesse an und (6) grundlegende Kenntnisse über die Beschaffenheit und Funktionsweise des Internets voraussetzt: Server, deren Betriebssysteme, Applikationsebenen, Verknüpfungen, Verlinkungen, usw. – Alles Qualitäten, die heute irrelevant geworden sind.

Insofern ziehe ich mein „leider“ von damals für diese beiden Applikationen zurück und bedauere sogar ein wenig, dass die Anzahl der wirklich freien und dezentralen Softwareprojekte um die Zahl 2 abgenommen hat. Andererseits kann ich es mir nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, wie – technisch gesehen – irrelevant das Ende der Weiterentwicklung beider Programme ist: Der Quellcode ist auf allen Servern, die die Programme installiert haben, frei einzusehen. Wer auch immer möchte, könnte nun die Entwicklung wieder aufnehmen und sich die Applikationen an seine Bedürfnisse anpassen. Und selbst in der Benutzung der Programme ändert sich solange nichts, solange das Wirtssystem nicht grundlegend verändert wird: Auch das ist ein riesiger Vorteil gegenüber Onlineservices, die mit ihrem Ende im besten Fall Nutzer vor den Kopf stoßen und im schlimmsten zu völligem Datenverlust führen.