Shanghai Int’l Airport, 10:44 Uhr

Vor einigen Jahren war es noch eine beschwerliche Reise, die tatsächlich eine Überwindung darstellte: Schiff, Zug, eventuell Busse. Langsam durchquerte man verschiedene Kulturkreise und das andauernde Neue machte eine Anpassung an die gewohnten Verhältnisse leicht möglich.

Shanghai, Flughafen: Einchecken der kleinen Menge an Menschen, die dieses Datum als Abflugtermin gewählt hat, trotzdem ist das Flugzeug voll. Einige wollten schon lange nach Hause, andere bedauern, dass sie nicht länger geblieben sind. Durchschrauben der Pass- und Visumskontrolle, Gepäckskontrolle, dann Frühstück in einem kleinen Laden kurz vor dem Gate. Mein Club Sandwich bitte ohne Thunfisch. Die Bedienung beeilt sich, trotzdem dauert es ein wenig. Ein Aufruf in perfektem Chinesisch, danach auf Englisch – wir werden gerufen. Mein Sandwich kommt. Noch ein Aufruf. Ich esse trotzdem fertig, noch ein Aufruf, und hetze anschließend zum Gate. Dort macht mir schon von weitem ein chinesischer Beamter wild gestikulierend klar, ich möge mich doch bitte beeilen. (Pünktlichkeit hat großen Wert. Es ist unhöflich, unpünktlich zu sein.)

Er ist sehr korrekt gekleidet, die Krawatte sitzt perfekt, die Hose ist maßgeschneidert, die Uniform schein neu zu sein. Ich gehe noch schneller, gebe ihm meine Boarding Card; in dem Moment beruhigt er sich, er verneigt sich als ich ihm meine Karte gebe und nimmt sie mit beiden Händen entgegen; er lächelt mich an und weist mir den Weg in diesen einen Gang, der zu meinem Flugzeug führt, gibt mir meine Boarding Card wieder, wünscht mir mit ruhiger Stimme eine gute Reise, aber ich möge mich doch bitte beeilen, damit der Start pünktlich erfolgen kann.

Ich eile durch den Schlauch in Richtung Flugzeug, drei Gelenke hat er, jedes Mal eröffnet sich mir ein neuer, ein schmälerer Horizont, dann – das Wagerl mit den Zeitungen. Standard, Presse und Spiegel sind noch da, hinein ins Flugzeug, dort: „Grüß Sie, Se brauchn eana net so hetzn, es passt scho, mir wortn no a wengerl zua, do fehln no a poar. Nehmen’s daweil platz. De Chinesn hetzn imma a so. Wegen de paar Minuten.“