Die Wiederholungen der Details schließen sich zu dem zusammen, was wir Zeit nennen. Sie geben dem Werden und Vergehen ihre besondere Note, einen farbigen Anstrich und eine Grundschwingung, die so etwas wie Atmosphäre zu erzeugen vermag. Ein hübsches Gesicht zu sehen und an alle anderen hübschen Gesichter davor und daneben und vielleicht auch an jene noch unbekannten zukünftigen zu denken: das ist die reizvollste Variante, die aus Bildern gewebte Zeit zu erkennen. Natürlich ist nichts so flüchtig wie das Bild. Aber im besten Falle begleitet uns ein solches Zeit-Fragment solange wir denken können, wird zum wohlvertrauten Lebenspartner, den wir gleichsam organisch in unsere Körpersubstanz integriert wissen. Aus diesem Grund sind es auch körperliche Schmerzen (nicht nur Enttäuschung oder Erregung), die den Verlust oder das Wiedererkennen solcher Bilder begleiten. Der Körper wehrt sich gegen die Amputation eines Bildes, oder er beginnt vor Freude über ein anderes geliebtes Bild zu weinen. Solche Stimmungen und Befindlichkeiten prägen unser Empfinden der Zeit. Manche Dinge wollen und wollen nicht vergehen. Manche Liebe stirbt über Nacht; eine andere lebt nach wie vor, ungebrochen und stark. Mit offener Seele sehe ich all dem zu, was ich auf diese Weise leise lächelnd (oder weinend) beschreibe. Der Sinn dahinter will sich nicht zeigen. Aber ich bin geduldig. Ich werde nicht aufgeben! – Dies schrieb der tragische Dichter, einen Tag bevor er auf dem Weg zur Arbeit, auf offener Straße im belebten Zentrum von Mailand, erschossen wurde.