Da verweise ich vor ein paar Tagen erst auf den Artikel von Daniel Harper, der in Wien so gar keinen Anschluss finden konnte, da taucht ein Artikel auf, in dem auch Deutschland seinen Senf abbekommt. Die Frankfurter Rundschau hat die Daten aus einer Expat-Studie zusammengefasst. Schon im ersten Absatz wird klar: Expats in Deutschland gehören zu den „unglücklichsten und einsamsten der Welt“.
Im Gesamtranking liegt Deutschland auf Platz 49 von 53. Hinter Deutschland liegen nur noch Südkorea, die Türkei, Norwegen und Kuwait. Ausländische Fachkräfte in Deutschland gehören den Autoren zufolge zu den „unglücklichsten und einsamsten der Welt“. […] Am schlechtesten schneidet Deutschland […] in den Kategorien „Expat Essentials“ und „Eingewöhnung“ ab. […] Die Deutschen [seien] unfreundlich gegenüber Ausländern […] – sie gehören sogar „zu den unfreundlichsten Bevölkerungen weltweit“ […] 55 Prozent gaben an, nur schwer Freunde zu finden – weshalb sich nur 32 Prozent in Deutschland zu Hause fühlen. […] Die Hälfte der Befragten sagten, dass man im Land schwer ohne Sprachkenntnisse zurechtkommt.
Frankfurter Rundschau
Eigentlich eh immer die gleichen Argumente: Die Bevölkerung sei unfreundlich, die Sprache sei schwierig, man finde keine Freunde. Ist das ein Spezifikum von uns Deutschsprachigen? Ein Blick in die Expat-Studie verrät: Nein, auch Kuwait, Norwegen und andere werden aus den gleichen Gründen niedrig bewertet. Da frage ich mich: Wenn das Argument „Unfreundlichkeit“ so häufig vorkommt, könnte es dann nicht eventuell an etwas anderem liegen? An einer unbefriedigten Erwartungshaltung? An einer Nicht-Bereitschaft, bestimmte Gegebenheiten zu akzeptieren? An als Selbstverständlichkeit wahrgenommenen Annahmen?
Die Sache scheint wirklich schwierig zu sein und es lohnt sich sicherlich, Mexiko, Spanien, Panam, Malaysien, Taiwan und die anderen Länder aus den Top 10 näher anzusehen. Was läuft dort anders als bei uns unfreundlichen, wo man keine Freunde finden kann?
Österreich, jedenfalls, hat die Kurve gerade noch gekratzt und liegt nicht unter den Bottom 10: Mit Platz 42 (von 53) sind wir aber nicht weit davon entfernt.