Studieren in der lebenswertesten Stadt der Welt

Daniel Harper kommt zum Studieren in die lebenswerteste Stadt der Welt und erkennt: Wien ist ein Schwarzweißfilm, dem man nicht entrinnen kann. Und Grantigkeit gibt's obendrauf!

Im Insider ist ein Artikel erschienen, in dem Daniel Harper darüber berichtet, wie furchtbar es für ihn war, in der lebenswertesten Stadt der Welt zu studieren. Einerseits kam er mit dem Charakter von uns Wienerinnen und Wienern nicht klar, andererseits haben ihm die Kälte und die kurzen Tage im Winter den Rest gegeben.

The unfriendly attitude of the Viennese is famous throughout the German-speaking world: They’re often referred to as „grantig,“ which means passive-aggressive grouchiness. Vienna was also named the „unfriendliest city“ in the Expat City Ranking in 2022, with 54% of expat survey respondents saying they found it hard to make friends with locals.

Past October, Vienna suffers the same as many other northern cities in Europe; the nights are long, and the weather is cold. […] You don’t live in Vienna in winter. You just try to survive it. […] The white and gray buildings that reflected the light so beautifully in the summer now morphed with the perpetual gray clouds. Winter in Vienna was like a black-and-white movie you couldn’t escape.

Daniel Harper

Dass Wien im Winter wirklich widrig sein kann, habe ich auch schon öfter, wenn auch indirekt, beklagt.

Dass Daniel Harper de facto keinen Anschluss an einen Freundeskreis gefunden hat, mag zwar einerseits an unserer Grantigkeit liegen, andererseits, so ist zumindest mein Eindruck, ist diese Grantigkeit immer ein wenig Reaktion auf die implizit gestellte Anforderung. Wenn jemand eine Vorstellung davon hat, wie etwas zu sein hat und wir Wienerinnen und Wiener diese Vorstellung nicht teilen, dann reagieren wir mit der von außen wohl als ungut empfundenen Grantigkeit: Höflich, so viel wie’s sein muss, aber immer mit dem Hintergedanken „Kannst du dich bitte schleichen?!„.

Ist die Anfrage aber neutral und enthält keinerlei Nudging in eine bestimmte Richtung, wie etwas zu sein hat, so habe ich sie noch nie als ungut empfunden. (Und ja, liebe Nicht-Wiener, wir sind auch untereinander grantig zueinander.) – Gerade bei Menschen, die sich auf eine internationalisierte Art von Freundschaft und Höflichkeit stützen, funktioniert Wien nicht. Entweder man spielt nach unseren Regeln oder die Sache endet in „finding it hard to make friends with locals“.

Wien ist halt anders, fordert aber Gleiches wie alle anderen. Nur eben ein bisschen grantiger. If you can make it there und so weiter…

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