Zynismus, Eskapismus oder Perfektionismus?

Unsere drei unbewussten Mindsets - Zynismus, Eskapismus und Perfektionismus - können uns in diesem und jenem Bereich an einem glücklichen Leben hindern. Aber wir können sie beeinflussen, meint Anne-Laure Le Cunff.

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Wir alle haben drei unbewusste Mindsets in uns: Zynismus, Eskapismus und Perfektionismus. Sie sind verwoben, nicht starr, veränderbar und begleiten uns in unterschiedlichen Phasen unseres Lebens bei unterschiedlichen Themen. Aber sie alle halten uns von einem glücklichen und bewussten Leben ab, sofern wir sie nicht erkennen und – wenn sie stören – beseitigen.

Was ist ein glückliches Leben? Eines, so die einfache Antwort, das von einem hohen Grad der Neugier und der Ambition geprägt ist. Zynismus, Eskapismus und Perfektionismus sind auf dieser Matrix eben nur in Teilbereichen hoch, in anderen jedoch niedrig ausgeprägt.

NeugierAmbition
HochGlückliches Leben, EskapismusGlückliches Leben, Perfektionismus
NiedrigZynismus, PerfektionismusZynismus, Eskapismus
Matrix unserer drei unbewussten Mindsets und eines glücklichen Lebens

Eine Person, die dem Eskapismus verfällt, ist zwar neugierig, kommt aber nicht in die Gänge, um endlich etwas an der Situation, vor der sie flüchten will (oder die sie erlangen will), zu ändern (geringe Ambition). Anstatt jetzt unmittelbar zu handeln, verlagert eine dem Eskapismus verfallene Person ihr Leben in die Fiktion oder in die Zukunft. Sie vermeidet bewusst und aktiv alles, um den gegenwärtigen Verpflichtungen nachzukommen. Alles soll passieren, ihre Wünsche sollen sich erfüllen, nur eben nicht in der Gegenwart, die sie zur unmittelbaren Handlung nötigen würde. Klassische Beispiele für eskapistische Mindsets sind Menschen, die sich dem Binge-Watching hingeben oder solche, die über nicht viel anderes sprechen als den nächsten Urlaub oder sonst irgendein Event, das in der Zukunft – nur nicht jetzt! – stattfinden wird.

Beim Perfektionismus verhält es sich anders herum: Die Lust auf Neues und auf Veränderung ist bei Perfektionisten nicht nur inexistent, sondern etwas, das sie um jeden Preis vermeiden wollen. Die hierfür nötige Energie zeigt sich meist im kontinuierlichen (Über-) Arbeiten. Perfektionisten laufen Zielen nach, deren Erreichen sie als Kriterium ansehen, endlich glücklich zu werden. Neues oder Veränderung ist auch hier kein Thema.

Und der Zynismus stellt dann die komplizierteste bzw. zerstörerischste Form eines unbewussten Mindsets dar: Weder ist eine Person neugierig auf Neues oder auf Veränderung, noch kann sie die Ambition und die Motivation aufbringen, irgendwas zu unternehmen. Es scheint keinen Sinn zu machen, irgendetwas zu verändern, es ist doch ohnehin alles schon egal. Sie hat aufgegeben, etwas ändern zu wollen und verbringt ihre Zeit nur noch damit, Negatives zu suchen, um ihre Aufgabe bzw. Ablehnung der Ambition zu rechtfertigen. Gleichzeitig weisen dem Zynismus verfallene Personen genügend Energie auf, mit Anderen viel über all das Negative zu sprechen. Man will ja bestätigt sehen, dass es den anderen auch schlecht geht.

Wer zwischen den Zeilen liest, merkt schon, worauf es ankommt, und wie Anne-Laure Le Cunff ein glückliches und bewusstes Leben definiert. Es zeichnet sich aus, nicht linear zu sein, sondern Sprünge zu beinhalten, die uns immer und immer wieder vor Herausforderungen stellen. Sie nennt das Experimentierfreudigkeit. Dieser Zugang wird auch in einer Passage eines Interviews in Big Think (ein anderes als das Video oben) deutlich. Auf die Frage, wie sie zur Experimentierfreudigkeit als Mittel, das Leben zu verbessern, gelangt sei, antwortet sie:

A pivotal moment was when doctors found a blood clot in my arm that could potentially travel to my lungs. Instead of getting immediate surgery, I scheduled it during a company retreat to avoid disrupting team projects. […] That’s when I realized how dangerous a linear path can be. When success is measured by how quickly you can tick boxes, it warps your priorities to the point where you’d risk your life to maintain productivity. An experimental path is the opposite. Instead of following a predetermined path with a fixed destination, you explore interesting questions through experimentation. The timelines are longer and the journey more rewarding. […] The brain operates through what neuroscientists call the perception-action cycle: we perceive information in our environment, make predictions, take action based on those predictions, and then use the new data to refine our next predictions. This is our brain’s natural way of adapting to change. However, our brains also crave certainty. Over time, we develop cognitive scripts that help us navigate life more efficiently but can blind us to new possibilities. The good news is that our brains are highly plastic and we can rewrite these scripts at any age. By adopting an experimental mindset, we can break free from linear thinking and create new pathways for growth, both personally and professionally.

Big Think

Es gibt also Hoffnung, die starren und eingelernten Zyklen zu durchbrechen. Im eben zitierten Interview lesen wir, dass wir die Skripte unseres Gehirns in jedem Alter umschreiben können, und der wichtigste Satz in Video-Interview lautet (auf die unbewussten Mindsets bezogen) auch: Once we become aware of them, we can change them.

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