Bach/Stölzel: Bist du bei mir

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Vor 2 oder 3 Jahren (erst) bin ich auf „Bist du bei mir“ von Gottfried Stölzel (oder Johann Sebastian Bach) gestoßen und habe verschiedene Interpretationen dieses Stückes gehört. Das Stück hat es in sich, denn die teilweise sehr harten, im deutschen Text aufeinanderfolgenden Laute müssen in einer sanft gleitenden und leichten Melodie untergebracht werden. Das stellt Sängerinnen und Sänger vor eine echte Herausforderung, wie ich beim Hören unzähliger Interpretationen festgestellt habe. Besonders die einfache und viele Male wiederholte Zeile

Bist du bei mir / geh ich mit Freuden / zum Sterben und zu meiner Ruh‘.

hat es in sich. Ein D, das auf ein T folgt („bist du“), ein I, das auf ein gehörtes E folgt („geh ich“), ein F, das auf ein T folgt („mit Freuden“), ein Sch + T („St“), das auf ein M folgt („zum Sterben“) und dessen nicht genug, mittendrin auch noch ein Z, das auf ein D („und zu“) trifft während die Melodie gerade an dieser Stelle einen Bogen spannt, der den Fokus der Hörenden voll und ganz auf das „zu“ lenkt.

In so vielen wenig geglückten Interpretationen hört sich der Text wie eine nur aus Vokalen bestehende, an einigen Stellen unterbrochene – hier verschlucken die Sängerinnen und Sänger die herausfordernden Stellen im Text – phonetische Wurst an. Und wer kein Deutsch spricht, sing das R nicht, sondern fetischisiert es zu einem gerollten Dauergewitter, das hier ebenso wenig passend ist. Wer also nicht die oben niedergeschriebene Textzeile hört, sondern in etwa das, was ich im nächsten Absatz versucht habe, darzustellen – da sind wir schon zu zweit.

Bi su bai mi / gä ich it euden / zum schtärrrrrben un zu meinä rrrrruh.

Umso schöner, dass es dem Tenor Charles Daniels und der Netherlands Bach Society so gut gelingt, diese schöne Stück ohne dieses Problem vorzutragen. Etwas Besinnliches für heute! (Und weitere Empfehlungen für geglückte Interpretationen sind mir in den Kommentaren oder per E-Mail mehr als willkommen!)

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