COVID-19, knapp 1 Jahr später

Covid-Erkrankung, Teil 2. Keine Symptome, keine Einschränkung. Und wenn ich nahezu allen um mich herum glauben soll, dann auch keine Krankheit, sondern eine Zahl am Papier.

Eintausendvierundsechzig Tage nach den ersten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Österreich und dreihundertvierunddreißig Tage, also knapp ein Jahr nach meiner ersten Corona-Infektion, hat mich die zweite erfasst. Ich war ziemlich viel unterwegs, doch bei einer Inkubationszeit von knapp einer Woche kommt einzig ein Aufenthalt in Salzburg als Ort der Infektion in Betracht. Ich war nicht alleine dort, es hat aber nur mich erwischt. Sei’s drum, im Nachhinein werde ich es nicht herausfinden können und irgendwann stellt man sich die Frage ja nicht mehr. Die Infektion ist eine Zufallsbegegnung mit dem Schicksal. Drama, Drama, alles halb so wild. Jetzt die Story dazu.

Ich hatte keinerlei Symptome, bis auf einen lästigen Husten, den aber so viele hatten, dass ich ihn nicht mit Corona, sondern mit der für diese Jahreszeit üblichen Erkältung in Verbindung gebracht habe. Und ich war nicht der einzige, der gehustet hat. Viele Termine sind ausgefallen, weil Menschen krank waren oder sich nicht wohl fühlten, und auffällig viele Personen haben sich bei den (Online-) Terminen, die stattgefunden haben, vorab schon für ihr häufiges Husten entschuldigt. Entweder hatten alle Erkältungssymptome oder eine Corona-Welle geht durchs Land. Der COVID-19 Data Explorer bestärkt das Oder.

Es geht wieder bergauf! Corona ist in Österreich wieder am Vormarsch.

Von meinem lästigen Husten und den immer wieder mal auftretenden Schwellungen der Lymphknoten verunsichert, habe ich einen PCR-Test gemacht. Ich wollte sichergehen und die Seuche nicht im Büro oder sonstwo verteilen. Aufgestanden, gegurgelt (in Wien sind die PCR-Tests, die bei uns hier in Österreich „Gurgeltests“ genannt werden, noch immer kostenlos), Test abgegeben. Am Abend dann die unerwartete, aber nachträglich und mit dem Wissen über die Coronawelle eigentlich auch nicht überraschende Botschaft: Positiv. CT-Wert etwas über 21. So fühlt sich also die zweite Infektion an: ein Husten.

Hätte ich ohne das Testergebnis irgendetwas bemerkt? Nein. Habe ich nach dem Testergebnis irgendetwas bemerkt? Nein. Gehe ich nun davon aus, dass sehr viele Menschen keine gewöhnliche, aber besonders lästige Erkältung haben, wie sie alle selbst vermuten, sondern in Wirklichkeit COVID? Aber sowas von!

Diesmal waren es keine zwei E-Mails, die ich bekommen habe, sondern nur ein einziges. Dafür ist dem Laborbefund aber ein Beiblatt mit zwei einfachen Anweisungen angehängt.

  1. „Kontaktieren Sie rasch telefonisch Ihren Hausarzt“, gefolgt von einem Hinweis auf verfügbare Medikamente, der sich an alle Menschen ab einem Alter von 60 Jahren oder Kranke (Übergewicht, Bluthochdruck, geschwächtes Immunsystem) richtet.
  2. „Schützen Sie Ihre Mitmenschen“, gefolgt von einer Belehrung über eine Empfehlung zur Quarantäne (vor allem Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Schulen und Kindergärten) mit so vielen Ausnahmen, dass es wiederum den Eindruck macht, de facto egal zu sein, ob man zuhause bleibt oder nicht, solange man eine FFP2-Maske trägt.

Mir fiel das Zuhausebleiben (und wenn, dann nur mit Maske hinauszugehen) nicht allzu schwer. Es waren gerade Ferien, niemand war da und ich wollte ohnehin ein wenig leiser treten. Ich habe die paar Leute, mit denen ich in Kontakt war, informiert (alle negativ) und hab in der Zeit zuhause wieder einmal die Streaming-Anbieter durchgetestet. (Die sind übrigens auch alle negativ, es gibt, bis auf sehr wenige Ausnahmen, aktuell nichts, das mich motivieren würde, für so ein Abo länger als absolut notwendig zu zahlen.)

Nach wie vor gilt die Regel, dass ein Freitesten aus der sehr löchrigen Quarantäneempfehlung ab dem Tag 5 möglich ist. Ich habe am dritten Tag einen Test gemacht und war, was meinen CT-Wert angeht, bereits 0,75 Punkt vor dem Schwellwert, der mich ohnehin aus der Isolation entlassen würde. Am Tag 5 war der Wert bereits weit über dem Schwellwert, weitere zwei Tage später dann die Erlösung: negativ. Der Verlauf war nicht einmal mild, sondern für mich inexistent und die Krankheit ein ausschließlich auf dem Papier existierender, numerischer Wert. Ich stelle mich darauf ein, dass wir so in Zukunft so die nunmehr in einen endemischen Zustand übergegangene Covid-Erkrankung erleben werden. „Erkältung, Grippe oder Covid?“, wird es dann in Zukunft wohl heißen. Oder „die Grippe“ wird noch mehr zum Sammelbegriff und schließt Covid mit ein.

Zwei Wochen später

Corona-Welle in Österreich im Februar 2023

Ich habe diesen Artikel während der ersten Tage meiner Erkrankung begonnen und fast zwei Wochen nach Genesung zu Ende geschrieben. Meine Vermutung, wir würden uns in einer neuen Corona-Welle befinden, hat sich bestätigt. Dadurch, dass „Corona“ aber nun „nicht mehr existiert“, weiß man halt nichts genau und diejenigen, die die Krankheit bis dato schon als „ein Gripperl“ abgetan haben, ignorieren natürlich auch… ja, was eigentlich? Dass die Krankheit einen – zumindest war es für mich so – milderen bishin zu nicht wahrnehmbaren Verlauf hat und niemandem mehr schadet als eine tatsächliche Grippe (und nicht die Erkältung, die wir gemeinhin als Grippe bezeichnen)?

Was ist es, also, das jetzt überhaupt noch ein Problem ist? Wo wir Individuen nun stehen, ist spätestens seit dem 13. Juli 2021 klar: Covid ist ein individuelles, medizinisches Problem und wie wir alle damit umgehen, ist allen egal. Ob man sich entscheidet, 🐴🪱💊 zu schlucken oder die Ratschläge des Laborberichts zu befolgen – alles ein individuelles, medizinisches Problem mit einer individuellen, medizinischen Lösung. Und es gibt noch eine Lösung, um mit dem individuellen, medizinischen Problem umzugehen: Selbst bei Verdacht gar nicht erst testen. Dann existiert die Krankheit nämlich gar nicht. – Und habe ich mich mit Personen unterhalten, die genau das bewusst und aktiv tun?

Ja.

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