Ich vermelde hiermit, dass ich mit knapp sieben Stunden Armin Wolf im Zeit Online-Podcast „Alles gesagt?“ durch bin.
Das Konzept der Sendung: Der Gast sucht sich ein Codewort aus, das, sobald es von ihm ausgesprochen wird, den Podcast sofort beendet. Dieses Sofort ist unnachgiebig. Im Falle von Armin Wolf lautet das Wort „Pompfüneberer“ und es gelingt ihm in einem schönen Schlusswort den Podcast nach knapp 7 Stunden zu beenden. (In einem anderen Fall kommt die Unnachgiebigkeit des abrupten Endes brutal zur Geltung: Ulrich Wickert erwähnt den Namen „Giovanni“, den er sich als Codewort ausgesucht hat, mitten in einem Satz, den wir Zuhörer gar nicht mehr zu Ende hören können, da der Podcast just in dem Moment – programmgemäß – abbricht.)
Nun zum Podcast. Lohnt es sich, Armin Wolf knapp sieben Stunden lang zuzuhören? Auf jeden Fall, wenn man sehr, sehr viel über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erfahren will und die – der Natur der Sendung sei Dank – ausführlich erläuterten Argumente für ein solches zwar von öffentlicher Hand indirekt finanziertes, dabei aber eigenständig agierendes und unabhängiges Unternehmen bzw. Medium. Der Journalist und Moderator hat Zeit und nützt diese gut, um mit Sichtweisen, die sich mittlerweile in vielen Köpfen festgemacht haben, aufzuräumen. So langweilig es auch klingen mag, ich habe konzentriert zugehört als Armin Wolf über den Redaktionsaufstand gegen einen Chefredakteur gesprochen und somit eines von vielen Beispielen geliefert hat, die die Unabhängigkeit – oder die Gefahr der Abschaffung dieser Unabhängigkeit – verdeutlichen. Dass mir der Podcast genau jetzt, in einer Zeit, in der der ORF auf 350 Meldungen pro Tag eingeschränkt werden soll, unterkam, war ein guter Zufall. Man denkt etwas anders über den ORF, wenn man den Podcast gehört hat.
Zusammengefasst: Wer sich die letzten 25 Jahre ORF-Geschichte und diverse Kontroversen durch die Augen eines der erfolgreichsten Moderatoren des Landes anhören will, sollte sich den Podcast fast durchgängig anhören.
„Fast?“ Es gab zwei Teile im Podcast, die ich sehr langweilig fand. Den einen Teil habe ich sogar mit dem 30-Sekunden-vorspulen-Button übersprungen: Mitten im Podcast wird eine Art Spiel gespielt, bei dem die Moderatoren des Podcasts dem Interviewten Begriffspaare vorlesen und er muss aus dem Bauch heraus und sehr schnell für einen der beiden entscheiden. Die ersten 10 sind ok, die nächsten 10 noch erträglich, dann wird’s fad. Den zweiten Teil, den ich mir angehört habe, bei dem es aber schon ganz offensichtlich war, dass das Gespräch eigentlich bereits zu Ende ist, stellen die letzten 30, wenn nicht sogar 60 Minuten dar. Wieder einmal bestätigt sich hier meine These, dass ein Gespräch vorbei ist, wenn es darin einmal um Filme oder Serien geht. Im konkreten Fall ist es nur ein Vergleich mit Ron Howards „Frost/Nixon„, der aber eben eine Spur zu lange erwähnt und diskutiert wird, um nicht Indikator für das Ende des Gesprächs zu sein. Außerdem, aber vielleicht ist das auch meiner Ungeduld geschuldet, kommt mir vor, dass nach knapp fünfeinhalb Stunden eigentlich nichts Neues mehr angesprochen, sondern nur noch Altes wieder aufgewärmt oder über irgendwas zuvor Gesagtes noch einmal genauer nachgefragt wird. Irgendwann spricht Armin Wolf auch von sich aus an, dass sich das Gespräch in der Zielgeraden befindet, erklärt, wie es zu seinem Codewort gekommen ist und dass es an der Zeit sei, das Gespräch nun eben zu Grabe zu tragen, wie es die Pompfüneberer in Wien getan haben. Kennmelodie. Ende.
Warum betitele ich den Artikel mit „fufzehn, fufzig, hundertfufzig“? Weil mir noch nie aufgefallen ist, wie oft Armin Wolf eine eine Fünf beinhaltende Zahl in seinen Beispielen vorkommen lässt und wie konsequent er das „ün“ gegen ein einfaches „u“ austauscht. Fufzehn, fufzig oder hundertfufzig! Anhören! Jetzt.