JP Raphael hat einen Artikel mit dem Titel „Gemini is the new Google+“ veröffentlicht, in dem er zwei wesentliche Aspekte von Googles gegenwärtigen AI-Bestrebungen anführt und deutlich macht, dass Googles Einsatz von Künstlicher Intelligenz als Panikreaktion auf Ankündigungen von OpenAI zu verstehen ist und keinesfalls als natürliche Weiterentwicklung einer Tangente, auf der sich der Konzern schon befand. Einerseits wirkt der Einsatz von Googles Gemini-AI mehr wie ein Selbstzweck (Technologie der Technologie willen), der in seinem konkreten Einsatz mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt, und andererseits erinnert eben jener Einsatz stark an den von Google+, ein aus dem Boden gestampftes Produkt zu sein, das einzig dem Ziel dient, eine Flanke – damals gegenüber Facebook – abzusichern. Beides kein gutes Zeichen, weil ganz klar ist, dass in beiden Fällen die Interessen des Konzerns denen für ein freies und frei zugängliches Internet vorgestellt werden. Für uns alle eine sehr unschöne Situation.
Google sieht sich in Bedrängnis und hat seine Bemühungen, alles mit KI auszustatten, sosehr hochgefahren, dass der Konzern es auch riskiert, sein Primärprodukt, die Suche, zugunsten der Technologie zu modifizieren. Dass das bereits jetzt, wenige Tage nach Vorstellung der AI Overviews, ein massiver Schuss ins eigene Knie war und eine Wunde verursacht hat, die noch lange bluten wird, ist Folge dessen, was JP Raphael als die Nutzung von Technologie um der Technologie Willen identifiziert: Eine Nutzung von Technologie, für die es keinen Bedarf gibt und deren praktische Applikation und deren relevante Anwendung fehlt, somit Userinnen und Usern kein unmittelbarer Nutzen aus der Benutzung der Technologie entsteht.
Tech for tech’s sake is neat, sure, but the best kind of technology is the kind that actually solves a relevant problem and makes our lives easier in some meaningful, even if miniscule, way. […] Google’s Gemini system is not that technology. Not in its current form, anyhow, nor in the way Google is scrambling to cram it into every possible nook and cranny and have it act as the end-all answer for every imaginable tech purpose. […] Large-language models like Gemini and ChatGPT are wildly impressive at a very small set of specific, limited tasks. They work wonders when it comes to unambiguous data processing, text summarizing, and other low-level, closely defined and clearly objective chores. […] But everyone in the tech industry seems to be clamoring to brush aside an extremely real asterisk to that — and that’s the fact that Gemini, ChatGPT, and other such systems simply don’t belong everywhere. They aren’t at all reliable as “creative” tools or tools intended to parse information and provide specific, factual answers. And we, as actual human users of the services associated with this stuff, don’t need this type of technology everywhere — and might even be actively harmed by having it forced into so many places where it doesn’t genuinely belong.
Computer World
Klar, das Zitat geht noch einen Schritt weiter als ich vorhin angekündigt habe, und stellt die Technologie selbst auch noch einmal in Frage, aber die Essenz ist eindeutig und die argumentative Stoßrichtung ebenso. Und das führt auch schon zu einem zweiten Zitat, aus dem hervorgeht, wie verloren Google momentan scheint und wie schwer sich der Konzern tut, die Technologie sinnvoll und für Nutzerinnen und Nutzer relevant einzusetzen, sodass ihnen ein Vorteil aus der Benutzen eben dieser Technologie entsteht. Die ganze Situation erinnert an Google+, das nach etwas mehr als vier Jahren wieder abgeschaltete soziale Netzwerk von Google, das ausschließlich als Reaktion auf Facebook zu verstehen war, somit ohne Nutzen und Sinn an den Start gegangen ist. Google wollte Facebook lediglich ein System entgegenhalten – und wohl erst im Laufe der Zeit herausfinden, wozu es eigentlich gut sein könnte. So verhält es sich eben auch mit dem Einsatz von ChatGTP – ähem, Entschuldigung! – Gemini.
Google+ just wasn’t the answer to a problem. It was a solution in search of a problem to solve. And, call me crazy, but that manner of thinking is starting to feel awfully familiar again. The main difference is that the stakes are substantially higher this time — with these generative AI systems actively serving up misinformation and threatening to exterminate the very industries they depend upon to exist.
Da hat sich die Suchmaschine also in eine Situation hineingeritten, die wirklich schwer zu beschönigen ist. Anstatt die KI zu nutzen, um das Core-Produkt – die Suche – besser zu machen, hat Google das Interface des Produkts verändert und, wie wir in Österreich gerne sagen, verschlimmbessert.
Der ganze Artikel ist jetzt keine Neuigkeit und die hier genannten Aspekte sind schon in anderen Beiträgen vorgekommen, er ist aber eine Zusammenfassung in zwei Argumenten, in welches Dilemma Google nun geraten ist, und soll verdeutlichen, wie sehr sich der Konzern von der Attacke vonseiten OpenAI bedroht sieht, wenn er soweit geht, das wesentliche Produkt seines Erfolges so derart kaputt zu machen. Der udm=14
-Parameter macht es Google möglich, Gesicht zu wahren, ist aber auch nur den Nerds eines Internets zu verdanken, das Google nunmehr frontal angreift, in dem es die Motivation, neue Inhalte zu veröffentlichen, de facto vernichtet hat.