Jony Ive und Sam Altman haben sich zusammengetan und „io“ gegründet, ein Unternehmen, das ein KI-Produkt entwickeln soll. Wie sich die beiden allerdings präsentieren – Vornamen, Selfie in den Armen liegend, emotionale Sprache – hat mich (aber auch zum Beispiel den Standard) aufmerken lassen.
Sam und Jony haben Spaß. Das legt zumindest ein Blogeintrag nahe, mit dem der CEO von ChatGPT-Entwickler OpenAI, Sam Altman, und der einstige Apple-Chefdesigner Jony Ive ein Raunen in der San Francisco Bay Area auslösten. „Sam and Jony introduce io“ war da zu lesen und zwei Männer mittleren und fortgeschrittenen Alters zu sehen, die sich wie bei einem Selfie im Sonnenuntergang in den Armen lagen.
derstandard.at
Auf der OpenAI-Website selbst wird es noch intimer. Dort haben die beiden einen Brief veröffentlicht, der vor emotionalen Begriffen nur so trieft. Auch das zugehörige Video schmalzt nur so dahin. Angesichts der vernichtenden und demoralisierenden Kraft der Technologie, die sie verkaufen wollen, wirkt die Sache aber doch eher wie die Eröffnung eines Umweltschutzmuseums durch einen Erdölkonzern.
Two years ago, Jony Ive and the creative collective LoveFrom, quietly began collaborating with Sam Altman and the team at OpenAI. A collaboration built upon friendship, curiosity and shared values quickly grew in ambition. Tentative ideas and explorations evolved into tangible designs. The ideas […] were optimistic and hopeful. They were inspiring. They made everyone smile. They reminded us of a time when we celebrated human achievement, grateful for new tools that helped us learn, explore and create. […] The io team, focused on developing products that inspire, empower and enable, will now merge with OpenAI to work more intimately with the research, engineering and product teams in San Francisco. […] We could not possibly be more excited.
OpenAI
Was wohl allen aufgefallen ist, die sich auch durch das fast zehnminütige PR-Video gequält haben: Jony Ive nennt praktisch alles, was es gegenwärtig an IT-Hardware gibt, „legacy products“ und Sam Altman sieht die Art, wie wir heutzutage Daten eingeben und abfragen („Tippen und Enter drücken“), als überholtes System an. Dazwischen loben sie sich und ihre Familien gegenseitig, preisen San Francisco und die Bay Area, labern über Freundschaft, Visionen, Motivationen, Verantwortung und – festhalten! – über Sam Altmans Altruismus und sein tiefgehendes Engagement für die Verbesserung unserer Gesellschaft.
I am absolutely certain that we are literally on the brink of a new generation of technology that can make us our better selves.
Jony Ive
Zum Schluss fällt dann der eben zitierte Satz, der unter der Kategorie „Lauf, so schnell du kannst“ einzuordnen ist und uns alle daran erinnert, dass es am Ende um den langweilig in einen Computer eingetippten Betrag von 6,5 Milliarden USD geht, der vonseiten OpenAI mit einem Enter für die Überweisung auf ein Jony Ive und seinem Unternehmen zugehöriges Bankkonto auf Hardware, die ziemlich sicher das Kriterium „legacy“ erfüllt, bestätigt wurde.
So fancy das alles auch ist, so altruistisch, philanthropisch und freundschaftlich sich Jony und Sam präsentieren… das Ziel ist klar und, wie immer, so ziemlich genau das Gegenteil von Altruismus, Philanthropie und Freundschaftlichkeit: OpenAI will Teil der dem Internet zugrundeliegenden Infrastruktur werden, somit unausweichlich und unabdingbar. Infrastruktur bedeutet zwangsläufig Abhängigkeit; und Abhängigkeit von einem Service bedeutet zwangsläufig Kosten. Gut für io, also für Jony und Sam.