People are really mad [at Apple]

Was ich Enttäuschung genannt habe, nennt Matthew Green Wut. Apple ist mit seinem Zugang des „Wir scannen deine Fotos auf deinem Device, leb damit!“ einen Schritt zu weit gegangen. Doch wer sich jetzt denkt, Apple hätte diesen massiven Aufschrei voraussehen können, der irrt, meint Matthew Green. Das bezweifle ich.

People are really mad. They know that they used to be able to have private family photo albums and letters, and they could use computers without thinking about who else had their information. And they’re looking for someone to blame for the fact that this has changed.

Matthew Green

Man kann bei so einem gewaltigen Eingriff gar nicht so dermaßen daneben liegen und nur wenig Gegenwind erwarten. – Aber gut, das ist nicht mehr das entscheidende Thema. Die Diskussion hat die Domäne, die Apple hätte kontrollieren können, längst verlassen. Die weiße Weste ist richtig, richtig… richtig schmutzig geworden und eine Säule, die bislang die im Vergleich hohen Investitionskosten bei Apple-Produkten gerechtfertig haben („Immerhin, Apple ist der einzige Hersteller, der auf Datenschutz wertlegt.“), ist verpufft. Windows sendet hin und wieder Telemetriedaten an Microsoft? LOL, mein Device scannt alle meine Fotos und ein- und ausgehende Nachrichten andauernd und ohne, dass ich etwas dagegen tun kann! – Das ist es jetzt, wie man Apple wahrnimmt. (Wie schnell ein Image verpuffen kann, es ist schon sehr faszinierend!)

Die nunmehr interessante Frage lautet daher – und Daniel Imrich hat sie gestern auf Twitter gestellt – was dann eigentlich Apples Motivation dafür war, diese Funktionen zu entwickeln? Ich denke, man wird auf die so gestellte Frage keine befriedigende Antwort bekommen, denn die Entwicklung von Funktionen ist per se keine große Sache und das Tagesgeschäft der Softwareentwicklung. Wie und wann und unter welchen Umständen diese Funktionen jedoch entwickelt werden und zum Einsatz kommen, und mit welchem Geschäftsziel das alles erfolgt, das ist meiner Meinung nach der entscheidende Punkt. Und gerade der letzte Aspekt ist derjenige, den ich bei dem ganzen Apple Fiasko so spannend finde, denn – ich wiederhole mich – man kann bei einem so gewaltigen Eingriff gar nicht so dermaßen daneben liegen, wie es Apple uns glauben lässt. Ich habe Daniel Imrich geantwortet und auf diesen Aspekt hingewiesen: Meiner Meinung nach ist die eigentliche Frage die nach Apples Motivation, Milliarden an Werbebudget, die für den Aufbau und Erhalt des Images eines privacy- und datenschutzfreundlichen Unternehmens, das privacy- und datenschutzfreundliche Devices herstellt, ausgegeben wurden, so dermaßen aufs Spiel zu setzen. Die Antwort auf diese Frage – und kein PR-Geschwurbel, das legitime Fragen als „screeching voices of the minority“ abtut – ist, was mich brennend interessiert. – Aber auch nur noch im Sinne des Verstehen-wollens und nicht mehr im Versuch, es sich schönreden zu können.

Auffällig auch, und dann höre ich schon mit meinem unstrukturierten Brainstorming in Artikelform auf, wie sich Facebook, Twitter, Microsoft und andere, die mit Fitlerlisten und ähnlichen Technologien arbeiten, zum Thema ausschweigen.

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