Erinnert sich noch jemand an Tumblr, die äußerst liberale (und mit sehr viel NSFW-Content befüllte) Blog-Plattform, mit dem genialen Post-Type- und Newsreader-System, das so einfach zu bedienen war, dass man selbst bei WordPress überlegt hat, es einzusetzen? Die Plattform, die so niederschwellig zum Bloggen anregte, dass ich ein Jahr lang dort gehostet habe und sogar Jason Kottke, selbst-hostendes Blogger-Urgestein, über die Vorteile von Tumblr geschwärmt hat? Die Plattform, deren Popularität, seitdem Marissa Mayer sie 2013 für Yahoo gekauft hat, im freien Fall ist, der sich durch den Verkauf von Yahoo an Verizon 2017 nur noch beschleunigt hat? Die Plattform, die aus einem Becken für diejenigen, die „wanted to explore and express their sexuality, adult entertainment aficionados included“ zu einer toxischen Umgebung voll rechtsradikaler Inhalte wurde? Verizon will Tumblr nun los werden und Pornhub hat größtes Interesse, den Dienst zu kaufen.
Ich könnte Tumblr stundenlang hinterherheulen, wie alle, die mit mir jemals das „Tumblr oder WordPress“-Gespräch geführt haben oder den Tumblr-Tag hier auf meinem Blog mitlesen, bezeugen können. In gewisser Weise ist das Schicksal der Plattform ähnlich zu den aufkommenden Problemen, mit denen Medium zu kämpfen hat; bei beiden rumort es und die Strategien zur Normalisierung des Betriebs – ob von außen wie bei Tumblr oder aus dem Inneren heraus wie bei Medium – scheinen ziel- und zahnlos zu sein.
Was war Tumblr? Einst das Gegenteil von Langweilig. Was wird es in Zukunft sein? Ich weiß es nicht.