Sein Abendessen

Es liegt niemandem fern, auch in China nicht-chinesisch gut zu essen. Ein solches, exquisit, geformt und fast schon kolonialen Standards entsprechend, hat es ihm gestern angetan. Im Dio bestellt man zwar an sich Kaffee, doch er macht bekanntlich keine halben Sachen und ordert einfach nur ein Steak. Ein Steak. Daraus wurde dann das…

Die Fuwuyuan (Kellnerin) brachte einen Aperitif zur genehmen Verkostung für den gesamten Tisch. Es muss eine süße Variante des „Great Wall of China“-Weines gewesen sein, die aber dem anwesenden Publikum durchaus mundete. Anschließend servierte sie ihm eine kardinale Salatmischung, perfekt aufgedeckt mit richtigem Salatbesteck (kennt das noch jemand in Österreich?), gleich im Anschluss eine orientalisch gewürzte Tomatensuppe, angereichert mir rotem Pfeffer, einem Sahnehäubchen und getoastetem Weißbrot; ein leicht angeröstetes Tramezino, wie sich später herausstellen sollte. Nix Toaster: Pfanne! Mit leicht gesalzener Butter! Perfekt mit der Suppe harmonierend.

Im Aschluss wurde die Hauptspeise serviert. Es war nicht das Pfeffersteak, das man als Europäer erwartet, es waren gegrillte Fleischstückchen auf einem Spieß, die hier als Pfeffersteak durchgingen, aber… aber (!) das Fleisch war butterweich, perfekt gewürzt, mit einem Hauch, nein, der berühmten Idee Chrysantheme (hier in China parfümiert man gerne) auf mit ein wenig Käse überbackenen, hausgemachten Pommes Frittes, Gemüsevariationen und einem – der Amerikafaktor – Spiegelei. Über der Komposition eine dunkelbraune Pfeffersauce. Nicht zu kräftig, dennoch würzig, sämig und dezent nach schwarzem Pfeffer duftend. Dazu wurde eine Flasche „Great Wall of China“-Wein serviert, diesmal jedoch nicht süß, fruchtig und leicht, sondern trocken und kräftig, passend zum Steak. Ihm hat’s gefallen. Definitiv. Mir auch; allein das Zuschauen.

Als Dessert wünschte er sich zwar Herders Haselnussparfait, doch konnte man ihm im Dio damit nicht dienen. Das Banana-Boat jedoch erfreute den Gaumen mit frischen südasiatischen Köstlichkeiten. In kunstvoller Weise wurden hier Lychees, Bananen und viele Früchte mehr, deren Namen mir noch nie untergekommen sind, teilweise mit Honig, teilweise mit anderen süßen Beilagen garniert, zu einem Boot angeordnet, das von der Fuwuyuan präsentiert – und nicht serviert – wurde! Das Dio!