Eine Stadt wie eine Liebe, so aufregend, so betörend, so leidenschaftlich. Eine Liebe wie eine Stadt, so bevölkert, so chaotisch, so verwinkelt. – Aus der Stadt der Städte zurückgekehrt in die Stadt der vergangenen und gegenwärtigen Liebe. Hier blüht der Flieder, dort spült brutaler Frühlingsregen die gefallenen Orangen in den Rinnstein. Man sieht zu, staunt, lächelt. Das Morgengrauen greift nach dem verwunderten Maler, dem der dämmernde Sonnenaufgang am Horizont wie ein Wunder vorkommt, ein rostroter Streifen in einem dunkelblauen, von rahmigen Wolkenfetzen durchzogenen Himmel. Licht, das aus den Fernen einer verborgenen Weltgegend stammen könnte, das Nachricht bringt von den Verschwundenen und den einstigen Geliebten, deren Schatten wie Gespenster über den Rand des Erdkreises fallen. Der Rand der Stadt erwacht bereits zu unbeholfenem Leben, noch schläfrig und wankend in den Bewegungen, der Morgen spuckt seine ersten Opfer aus. Zwei glühende Gestirne, zwei unbeantwortete Fragen. Der Maler reibt sich müde die Augen. Den Pinsel zwischen seinen Fingern läßt er unschlüssig über der Leinwand zittern. Seine Gedanken sind nicht bei der neugeborenen Sonne: Stattdessen verlieren sie sich weit hinter der Linie des Sichtbaren und tasten sich über die Rundung des Planeten, ohne eigentliches Ziel, denn das einzig mögliche steht ohnehin als in Wahrheit unmöglich fest. Was hat er nicht schon alles gesehen, auf seinem Weg! Und wie oft ist er nicht schon daran zerbrochen! Das Bild, das er malen wird, ist düster wie seine Seelenlandschaft. Und während die Stadt in jedem Augenblick an Geschwindigkeit und Reichtum zulegt, sich die Steine dieses verwirrenden Mosaiks weiter verdichten, reduziert sich der Fokus seiner bevölkerten, chaotischen, verwinkelten Liebe auf einen kleinen weißen Fleck am Ende eines schrecklich engen, dunklen Tunnels. Das bleibt vom Sonnenaufgang. In letzter Konsequenz. – Städte vergehen zu Staub.