Von WordPress betrogen

Ich stelle fest, dass fast jeder Artikel zum Thema WordPress, PHP und Javascript die 5 Phasen der Trauer beinhaltet. In der korrekten Reihenfolge, nur etwas gekürzt.

Das WordPress-Projekt hat mit dem Schwenk von Templates zu Blöcken (Stichwort: Gutenberg-Editor) gleichzeitig auch einen Wechsel der fürs Entwickeln für WordPress notwendigen Programmiersprache vollzogen. Was früher mit PHP gelöst wurde, wird jetzt in überwiegendem Maße mit Javascript programmiert. Das stößt nach wie vor bei sehr, sehr, sehr vielen Menschen auf eine Mischung aus Unverständnis und Ärger, die auch dazu führt, dass ein nicht geringer Teil von ihnen die Augen nach Alternativen zu WordPress als Plattform offenhält.

Vor ein paar Tagen ist mit „Betrayed by WordPress“ ein neuer und vielzitierter Beitrag erschienen, der dieses Thema abermals anspricht. Ich habe die Statements in drei Blöcke unterteilt, denn man kann sie in praktisch allen Beiträgen zum Thema in dieser Reihenfolge vorfinden. Es ist eine Art Trauerphasen-Standardabfolge, die in diesen WordPress-Artikeln vorzufinden ist. Leugnen stellt einen Teil dar, Zorn und Verhandeln mit sich selbst den zweiten, Depression und Akzeptanz den dritten.

I have been working in WordPress for the length of my dev career. Up until now, that choice has been good to me. But recently, I have been questioning that very decsion [sic!].

Teil 1: WordPress ist ein erstklassiges Produkt, doch seit dem Schwenk passt etwas nicht. Ich stelle WordPress als das erstklassige Produkt infrage, das es für mich immer war.

With the entire ecosystem heading toward JavaScript first, php winds up fading into the background. The very language that allowed WordPress to take a significant chunk of the total websites, is now a second-class citizen. […] „to make it easier“ there are frameworks, packages, add-ons, each with their own way of doing things.

Teil 2: Warum, warum nur, hat man sich beim WordPress-Projekt für Javascript entschieden, wo doch PHP genau die Stärke des Systems war!? Javascript ist unleserlich(er) und allein die Notwendigkeit, Frameworks, Packages, Add-Ons und mehr, mehr, mehr nutzen zu müssen, macht die Sache unschön. (Da ist er, der Zorn!)

I know that I need to master JavaScript and React — at least the WordPress way of doing JS & React […] But good god does it take all of my brain cells to figure out something that would be straightforward in php.

Teil 3: Akzeptieren, dass es nicht anders gehen wird und Depression über die unabwendbare Notwendigkeit, dann halt eben mit Javascript arbeiten zu müssen.

Was soll ich dazu noch ergänzen? Mich persönlich stört der Schwenk zu Javascript nicht so sehr. Was mich wesentlich mehr stört, ist, dass das ohnehin schon recht unstrukturierte Speichern von Daten noch chaotischer wurde – Daten werden als HTML-Kommentare (!) in einem für den redaktionellen Inhalt vorbehaltenen Feld gespeichert und mit irren Regular Expressions wieder aufgedröselt – und dass die Prioritäten (Stichwort: Full Site Editing) in gefühlt die Gegenrichtung dessen gehen, wonach gesucht wird.

Aktualisierung am 30. Juli 2023

Derselbe Jamie, der den oben zitierten Artikel geschrieben hat, hat gestern einen neuen veröffentlicht, in dem er zwei Aussagen trifft, die das Statement, von WordPress betrogen worden zu sein, nur noch bestärken: WordPress is officially a JavaScript Project.

I’m going to say something that could be controversial – WordPress is now a JavaScript project. […] I’m all about tech advancing and the improvements in recent years with the web being more reactive and responsive. However, in the JavaScript realm, the advancements consistently break what came before. […] I could probably find a multitude of posts and articles on how JavaScript and backwards compatibily are strangers.

Auf der einen Seite also das „Problem“ mit Javascript. So weit, so gut. Das daraus aber hervorgehende, tatsächliche Problem, also das, das ich hier nicht einmal mit Anführungsstrichen schreibe, ist aber viel, viel unangenehmer und macht, hier stimme ich Jamie zu, die Arbeit mit WordPress in gewisser Weise mühsam.

Gutenberg is moving at such a rapid pace that the breaking changes aren’t properly documented, it turns into a quest via the browser console to track down what is broken. Not to mention how it’s nigh-impossible to step debug through compiled JavaScript. I rely on step debugging in PHP, and feel lost when I do not have access to it. […] The constant evolution of Gutenberg, and the pace that it has been developed, has abandoned on of the strongest attributes of WordPress. This also is one of the reasons I am reluctant to try to learn any JavaScript framework, project, or library: as soon as I get the hang of it, the next changes will completely change what I just mastered.

Amen!

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