Was wäre WordPress ohne Elementor?

Joost de Valk, der in regelmäßigen Abständen Beiträge veröffentlicht, in denen er die Marktanteile diverser Content Management Systeme analysiert, hat es wieder getan und die Zahlen für Dezember 2021 veröffentlicht. (WordPress liegt bei einen Marktanteil von 43% und wird gefolgt von Shopify mit 4,3%, Wix mit 1,9%, Squarespace und Joomla jeweils 1,8%, Drupal 1,3% und Blogger mit 1%. Alle anderen CMS liegen bei einem Marktanteil von unter 1%.)

Diesmal hat Herr de Valk auch noch ein Follow-Up veröffentlicht und sich das Plugin Elementor, ein Page Builder, der in direkter Konkurrenz zu Gutenberg steht, angesehen. Es scheint, Elementor scheint ein, wenn nicht der Motor hinter dem Erfolg von WordPress zu sein.

Elementor is taking a bigger and bigger part of the WordPress “pie”. […] When Elementor grows 0.1% and WordPress grows 0.1%, the delta is 0%. In a few recent months, WordPress without Elementor has actually shrunken.

Elementor: WordPress’ secret growth driver?

Okay, fair, soll so sein. Was WordPress mit Gutenberg angerichtet hat, ist unverzeihlich und hat in meinen Augen einem Page Builder wie Elementor Tür und Tor geöffnet. Das stimmt mich aber in Bezug auf das WordPress-Projekt, das, ob man will oder nicht, von Automattic und seinem wirtschaftlichen Erfolg abhängig ist, bedenklich:

Elementor raised $15M in capital in Feb 2020 and it looks like it’s applying that capital to create enormous growth. They recently launched their hosted version, which makes it truly competitive with services like WordPress.com, Wix and Squarespace.

Kapital einzuholen stellt eine Firma unter Zugzwang und die Macher von Elementor sind dem natürlich ausgesetzt. Ich lehne mich daher vielleicht weit aus dem Fenster, sehe aber die Zukunft von WordPress und Elementor in getrennten Wegen. Es wird der Zeitpunkt kommen, wo der erratische Weg, den das WordPress-Projekt eingeschlagen hat, nicht mehr die nötigen Kompatibilitäten zu den Ansprüchen eines mehrere Millionen Websites betreibenden Page Builders aufweist. Vielleicht früher als gedacht, vielleicht sogar als Business-Strategie von Anfang an.

Was wird passieren? Meine Vermutung: Elementor wird sich vom WordPress-Projekt lösen und sich zu 100% auf den selbst-gehosteten Service (a la WordPress.com, Squarespace oder Wix) konzentrieren. Als Trostpflaster gibt es eine abgespeckte Version, sozusagen ein WordPress-Plugin, das noch ein paar Jahre funktionieren, tatsächlich aber nur ein Marketing-Tool für die Migration auf den gehosteten Elementor-Service sein wird.

Es würde mich nicht einmal wundern, wenn Elementor genau so – nämlich mit dem Exit als Strategie – das Kapital eingeholt hat: WordPress als wachsende Nutzerbasis vereinnahmen, Abhängigkeit herstellen, Wachstum forcieren, und ab einer kritischen Masse dann Exit mit eigenem SaaS-Angebot. Eigentlich schlau. Chapeau!