Dieses E-Mail von Bill Gates an einen der damaligen Manager bei Microsoft, Jim Allchin, im Januar 2003 gibt mir jetzt, mehr als zwanzig Jahre später, Ruhe und Befriedigung im Wissen darum, dass das, was mich damals im Umgang mit Windows gestört hat, kein Einzelempfinden oder eine Laune von mir war, sondern ganz offensichtlich die Zustandsrealität eines Betriebssystems und seiner zugehörigen Netzwerkkomponenten. Bill Gates beschreibt in diesem E-Mail minutiös, wie mühsam es ist, eine Windows-App namens Windows Movie Maker auf seinem Computer zu installieren.
I am quite disappointed at how Windows Usability has been going backwards and the program management groups don’t drive usability issues. […] I decided to download Moviemake and buy the Digital Plus pack r so I went to Microsoft.com. They have a download place so I went there. […] It told me to go to Windows Update and do a bunch of incantations. […] So I went to Windows update. Windows Update decides I need to download a bunch of controls. Now just once but multiple times where I get to see weird dialog boxes. […] This took quite some time and I was told it was critical for me to download 17megs of stuff. […] So I did the download. That part was fast. Then it wanted to do an install. This took 6 minutes and the machine was so slow I couldn’t use it for anything else during this time. What the heck is going on during those 6 minutes? That is crazy. This is after the download was finished.
Bill Gates
Und so geht es weiter, und weiter, und weiter, und weiter. Bill Gates lässt sich ordentlich über den Zustand der Website, das Windows-Update- und das Betriebssystem an sich, vor allem aber über die desaströsen Usability-Issues aus, mit denen er konfrontiert wurde, obwohl er lediglich eine App installieren will.
Laut auflachen musste ich bei dem Teil, in dem Bill Gates in die Programme hinzugefügen/entfernen-Dialogbox wechselt und dort ein uns allen wohl bekanntes Sammelsurium an völlig absurden Installationspaketen vorfindet. Meine Güte, ich habe mir damals exakt das gleiche gedacht.
So now I think I am going to have Moviemaker. I go to my add/remove programs place to make sure it is there. It is not there. What is there? The following garbage is there. Microsoft Autoupdate Exclusive test package, Microsoft Autoupdate Reboot test package, Microsoft Autoupdate testpackage1, Microsoft AUtoupdate testpackage2, Microsoft Autoupdate Test package3. […] But that is just the start of the crap. Later I have listed things like Windows XP Hotfix see Q329048 for more information. What is Q329048? Why are these series of patches listed here? Some of the patches just things like Q810655 instead of saying see Q329048 for more information. […] What an absolute mess.
Ich habe lange mit Windows gearbeitet. Die letzte Windows-Version, die ich benutzt habe, war Windows XP, eine Version, an die ich heute noch positiv zurückdenke. (Aber das sei kultisch, sagen mir Auskenner.) Die oben von Bill Gates 2003 geschilderten Probleme kannte ich nur zu gut. Windows XP war das letzte Windows-System, auf dem ich gearbeitet habe. Vista habe ich nicht mehr miterlebt. Zu dem Zeitpunkt bin ich auf Mac OS X gewechselt und arbeite seither nur noch auf Geräten und Betriebssystemen von Apple.
Was nehmen wir nun mit aus diesem Gruß aus der Vergangenheit? Zuersteinmal, die eingangs erwähnte Ruhe und Befriedigung, die aus der Bestätigung heraus resultiert, dass auch andere Personen mit der Usability, die Produkte von Microsoft aufwiesen, Probleme hatten. Weiters die Bestätigung, dass der Wechsel auf ein anderes Betriebssystem kein Problem dargestellt hat und sich bis heute als ein richtiger Schritt erweist. Drittens aber, und das ist es, was am Lesen des E-Mails von Bill Gates so richtig Spaß macht, eine fast schon amüsante Erinnerung an die frühen Zweitausenderjahre, in denen Betriebssysteme und Software, rückblickend betrachtet, in einem absolut chaotischen Zustand waren und man voll Tatendrang in dieses Neue namens Internet investieren musste, um mithalten zu können.
Lest euch dieses E-Mail durch, schmunzelt, wenn ihr die Zustände damals selbst mitbekommen habt, und genießt einen durchaus mit den Mitteln von Sarkasmus und Ironie arbeitenden Bill Gates, der mit dem Usability-Desaster, das sich damals Windows nennt, konfrontiert ist.