Lieber eine Illusion von statt tatsächliches Wachstum

Die Kernprodukte von Google, Amazon und Meta sind schon lange nicht mehr das, was sie einmal waren. Ed Zitron vom Insider sieht das als ganz normale Folge von für den Aktienmarkt - und nicht für User - optimiertem Handeln.

Ed Zitron stellt im Insider eine interessante und nicht ganz von der Hand zu weisende These auf: Google, Amazon und Meta lassen ihre Kernprodukte bewusst „schlechter“ werden, weil sie die User-Experience eines Produkts dem Aktienwert des Unternehmens unterordnen.

All of these miserable online experiences are symptoms of an insidious underlying disease: In Silicon Valley, the user’s experience has become subordinate to the company’s stock price. […] And instead of trying to meaningfully innovate and improve the useful services they provide, these companies have instead chased short-term fads or attempted to totally overhaul their businesses in a desperate attempt to win the favor of Wall Street investors. As a result, our collective online experience is getting worse — it’s harder to buy the things you want to buy [Amazon], more convoluted to search for information [Google], and more difficult to socialize with people [Meta].

Ed Zitron

Und weiter unten dann die unschöne Conclusio:

This monomaniacal focus on market performance incentivizes a rot economy — a consistent yet unsustainable trajectory that favors the illusion of growth at the expense of actual development.

Der Aktienwert eines Unternehmens wird nicht durch ein nützliches Produkt oder guten Service gesteigert, sondern durch die Befriedigung von Modeerscheinungen und Trends, wie sie von Händler:innen an der Börse wahrgenommen werden. Wenn Unternehmen in solche Trends investieren und es ihnen – offenkundig – immer seltener gelingt, die aus den Trends hervorgehenden Technologien als Verbesserungen in ihre bestehenden Produkte zu implementieren, dann ja, dann ist das eine Wachstumsillusion auf Kosten von tatsächlicher Entwicklung. Und sie ist gewollt.

2 Kommentare

  1. Das ist ein ganz, ganz spannender und interessanter Gedanke, denn das scheint meine Erfahrung zu bestätigen oder sagen wir besser, eine mögliche Erklärung für diese zu liefern, dass Apps und Services zwar alle paar Monate gerelauncht und umdesigned werden, aber dann höchstens anders und nicht auf irgendeine Art und Weise besser sind.

    Neben den genannten Größen fällt mir da auch Spotify ein, aber auch die iOS Musik-App (die nutze ich zwar schon lang nicht mehr, aber irgendwann kannte man sich da gar nicht mehr aus, obwohl das nur ein simpler Musik-Player ist). Auch viele Streaming-Anbieter relaunchen/-designen auf diese Art, meist mit irgendeinem auffälligen neuen Ding, das dann aber teilweise auch einfach nur strange anmutet. Aktuelles Beispiel: Die Amazon Prime Video-App (zumindest auf Apple TV), die stellenweise hochformatige Teaser-Cards hat, die sich beim Hovern plötzlich schlagartig breitformartig ausdehnen.

    Und eigentlich, wo sich eine gute Brücke zum Bill Gates/Moviemaker-Post von dir schlagen lässt :), kommt mir das bei macOS auch so vor, da wird von Jahr zu Jahr immer so ein bisschen rumgebastelt, damit man bei der Keynote was zum Herzeigen hat, aber für User:innen große Sprünge mit wirklichem, sofort erkennbaren Mehrwert wie einst Spotlight oder zumindest der Versuch von Fenstermanagement mit Expose gibt es IMO nicht mehr. Und nicht, dass da Windows besser wäre, aber es wirkt zuweilen fast so, als wollten sich beide OS kurz vor der Pensionierung nicht mehr wirklich anstrengen. :)

    • Voll, oder?! Ich sehe das praktisch gleich, weswegen ich den Beitrag hier auch veröffentlicht habe: Und wenn ich bedenke, wie viel Arbeitszeit da verbrannt wird, wieviel Lebensenergie von Entwickler:innen da einfach verpufft… Meine Güte, wo wären wir, wenn echte, gewinnbringende und nützliche Innovation dem Sein und Schein überlegen wäre.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert