Der Browser ist das Betriebssystem

Der Philomenon hat auf Twitter gemeint, man könnte dem Datenschutzdesaster bei Apple ja doch entgehen (bzw. bei Apple ein Zeichen setzen), wenn man sein iCloud-Abonnement kündigt. Keine iCloud, keine Daten in der Cloud, kein Scannen, alles gut. Ich denke, und das habe ich Philomenon auch geantwortet, dass das zwar in der Theorie möglich ist, dem grundsätzlichen Verständnis der Funktionsweise eines modernen Betriebssystems aber widerspricht und sich daher in der Praxis als unmöglich erweist. Warum? Weil ein Endgerät, sei es ein Smartphone, ein Tablet oder eben ein PC, ohne Internet wertlos ist. Das Internet ist der Personal Computer geworden; das lokale Betriebssystem hat jetzt schon nur noch die Funktion, einen Browser bereitzustellen, mit dem man „seinen PC“ erreichen und dann damit arbeiten kann. Der „eigene PC“, das ist Chrome, Firefox, Edge, E-Mail, Signal, WhatsApp, Telegram, Threema, G Suite/Office 365, Git, Netflix, Amazon Prime, Spotify, Apple Music, YouTube, Vimeo, oder sogar ein komplett virtuelles Betriebssystem wie Microsoft 365. Die Vorstellung, dass ein Betriebssystem für sich steht, ist in meinen Augen längst nicht mehr haltbar. Wenn man mir heute das vorsetzen würde, womit Menschen unter Windows 95 aber ohne Internetzugang gearbeitet haben… ganz ehrlich, ich wüsste nicht, was ich mit diesem Gerät tun sollte. Der Browser (als Synonym für die ständige Verbindung zu cloudbasierten Diensten) ist zum Betriebssystem geworden. – Und wenn man das so sieht, dann wird das Ausmaß der von Apple im nächsten Betriebssystemupgrade enthaltenen „Maßnahmen zum Schutz von Kindern“ erst richtig klar.

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