Einsame Single-Männer

Es gibt immer mehr einsame, männliche Singles, bei denen die Chance auf eine Beziehung von Tag zu Tag schwindet. Greg Matos über das Warum und wie man es lösen könnte.

Weil er mir mittlerweile mehrere Male in meine Timeline gespült wurde, habe ich nun endlich den Artikel „The Rise of Lonely, Single Men“ in Psychology Today gelesen. Der Artikel wird überall auf seine drei Kernaussagen reduziert, also warum nicht auch hier:

(1) Dating opportunities for heterosexual men are diminishing as relationship standards rise. (2) Men represent approximately 62% of dating app users, lowering their chances for matches. (3) Men need to address skills deficits to meet healthier relationship expectations.

1 und 2 sind ja relativ klar, wobei man sich natürlich vor Augen führen muss, was „relationship standards rise“ eigentlich bedeutet. Im Artikel kommt heraus, dass Frauen zusehends – nämlich noch mehr als bisher – selektieren und Männer bevorzugen, die gleiche oder ähnliche Werte mit ihnen teilen, kommunizieren können und dabei offen, sicher und vor allem authentisch sind. Wer hätte gedacht, dass Frauen die gleichen Ansprüche haben wie Männer? Wer hätte jemals auf die Idee kommen können, dass eine Beziehung, Partnerschaft oder wie auch immer man diese Form des Zusammenseins nennen möchte, auf Augenhöhe, Konsens, Verständnis und Einigkeit basieren sollte?

Men need to address skills deficits to meet healthier relationship expectations.

Dieser Punkt, Nummer 3, ist der herausfordendste der Dreierliste, denn hiermit sind zwei Dinge gemeint: Auf der einen Seite sind die hier angesprochenen Skills ein Programm an das Kinder – also Buben – bereits in jungen Jahren und optimaler Weise von beiden Elternteilen herangeführt werden müssen, auf der anderen Seite erfordert der Erwerb der hier gemeinten Skills meistens ein Umlernen unbewusst angelernter und somit tief im eigenen Charakter verankerter Verhaltensweisen. Dass ich hier schreiben muss, dass das unter anderem beinhaltet, eine Frau nicht als lebendiges Spielzeug, sondern als gleichwertigen Menschen zu sehen, ist ohnehin schon absurd, aber gerade bei männlichen Singles jenseits eines bestimmten Alters – hier kommen häufig noch beruflicher Erfolg (oder zumindest Unabhängigkeit) und ein gerade dann enorm anwachsendes Selbstbewusstsein dazu – verschärft sich diese objektivierende Wahrnehmung immer mehr, solange es kein Korrektiv gibt, das diesen Männern jegliche Anwandlung in die Richtung gleich wieder ausschlägt.

Hier ist der entscheidende Moment, in dem Männer auf die Idee kommen, ein Anrecht auf dieses Spielzeug zu haben, auch gegen dessen Willen. (Und wenn ich an einen ganz bestimmten Kollegen denke, der immer wieder vor sich dahin fantasiert, wie er sich Praktikantinnen aus dem Studium holt – das bedeutet, sie sind knapp 20 Jahre jünger! – und sich dann an sie ranmacht – berufliche Hierarchie, Altershierarchie, Arbeitsumfeld und ein finanzielles Abhängigkeitsverhältnis zusätzlich zu dem eben erwähnten Anspruch -, dann kommt mir… alle weiteren Worte wären unschön, also lasse ich das jetzt einmal.)

Weigert sich das Spielzeug, so sind diese Männer mit Ablehnung konfrontiert. Die sehen sie – und hier wird es kritisch – aber nicht als stille Aufforderung an sich selbst zu arbeiten, sondern als Herausforderung, etwas anderes zu finden. Das Scheitern führt zu keinerlei Selbstreflexion, sondern wird als Negativpunkt des Gegenübers gesehen. Ja, wie soll es denn auch, wenn dieser Zugang nie gelernt wurde, und die Mama einen sowieso über das Maß verhätschelt?

Was schreibt Greg Matos zum Schluss? Der Hinweis ist gut und sollte ein erster, wichtiger Schritt für diejenigen sein, die im Erkenntnisprozess voranschreiten und die Schuld an ihrem Scheitern nicht mehr unbedingt bei ihrem Gegenüber sehen.

Level up your mental health game. That means getting into some individual therapy to address your skills gap. It means valuing your own internal world and respecting your ideas enough to communicate them effectively. It means seeing intimacy, romance, and emotional connection as worthy of your time and effort.

We have an opportunity to revolutionize romantic relationships and establish new healthy norms starting with a first date. It’s likely that some of these romances will be transformative and healing, disrupting generational trauma, and establishing a fresh culture of admiration and validation.

Men have a key role in this transformation but only if they go all-in. It’s going to take that kind of commitment to themselves, to their own mental health, to the kind of love they want to generate in this world.

Also, an die Arbeit!

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