Wer ein Foto macht, so eine kürzlich an der Binghamton University durchgeführt Studie, und es sich nachher nicht ansieht, konserviert die Erinnerung an das, was fotografiert wurde, nicht, sondern, ganz im Gegenteil, entwertet und stört sie sogar.
We often take photos of things that we especially want to remember; however, our work shows that by photographing something, you are making it less likely that you will remember it later […] It is possible that participants may be relying on the camera to remember the photographed information for them, resulting in impaired memory for photographed information. […] The main benefit of using a camera is the ability to go back and look at the photos you take, and you will often see things in the photo that would otherwise have been lost to time, which is something that our experiments don’t take into account. […] If you aren’t going to be looking back at your photos, then try to be more in the moment and simply experience the event without photographing it. Or at least be careful about what you choose to photograph.
BingUNews
Und wir müssen wohl alle geneigten Hauptes zugeben: Von den Fotos auf unseren Smartphones sehen wir uns wohl mehr als 99 Prozent später nicht noch einmal an.
Ich denke aber, dass wir das auch bereits beim Fotografieren wissen. Und ich denke auch, dass das Fotografieren an sich, vor allem, wenn wir uns im Nachhinein nicht mehr mit den Fotos beschäftigen, eine Ersatzhandlung darstellt, die eine andere Aussage hat als sie auf den ersten Blick haben könnte. So etwas deutet auch der oben verlinkte Artikel auf BingUNews an und verspricht weitere, genau diesen Aspekt beleuchtende Studien.
In meinen Flickr-Zeiten, als ich im RAW-Format Fotos gemacht, sie danach in Aperture bearbeitet und anschließend bei Flickr hochgeladen, dort noch einmal mit Tags ausgestattet und in diversen Fotogruppen gepostet habe, war ich mit den Personen, Situationen, Dingen und Gegenden, die ich fotografiert habe, in gewisser Weise sehr eng verbunden. Durch die wiederkehrende Beschäftigung mit den Fotos habe ich die Situationen und ihre Kontexte wiederaufleben lassen, sie nocheinmal durchdacht, geistig durchgespielt und teilweise die gleichen Empfindungen gespürt, die in mir zum Zeitpunkt des Fotografierens präsent waren. Vielleicht ist das alles auch nur eine Art revisionistischer Eindruck, aber ich denke, dass einige, die sich an die Zeiten von Flickr erinnern können, ähnlich empfunden haben.
Die Studie würde es zumindest nahelegen.