Kein Wochenende ist zu kurz, um nicht irgendwo über den Untergang von Google zu lesen. Diesmal ist es das Wall Street Journal, in dem Christopher Mims einen Artikel mit dem Titel „Googling is for old people. That’s a problem for Google“ veröffentlicht hat. Tatsächlich geht es nicht (nur) um die demografischen Probleme, sondern um drei Trends, mit denen Google zu kämpfen hat.
- Nutzerinnen und Nutzer suchen dort, wo sie die Informationen vermuten (zB nach Produkten direkt bei Amazon oder nach Empfehlungen direkt bei TikTok) und nicht mehr in einer allgemeinen Suchmaschine.
- Wenn Nutzerinnen und Nutzer nicht wissen, wo sie die Information finden können, dann ist nicht mehr Google die Suchmaschine, auf die sie zurückgreifen, sondern das, was man „Answering Engines“ nennt, also KI gestützte Systeme wie ChatGPT oder Perplexity.
- Alledem zugrunde liegt ein viel breiteres Problem, nämlich der langsame Verfall des offenen und freien Internets, auf dem Google aufbaut. Google ist allerdings selbst mitschuld am Verfall dieses Internets.
Besonders dieser letzte Punkt hat es in sich, denn Google hat für sich entschieden, den Verfall des offenen und freien Internets zu beschleunigen, in dem es selbst Daten aus diesem unendlich scheinenden Fundus extrahiert, den Gewinn aus diesen Daten aber nicht mit denen, die sie produzieren, teilt. Die kürzlich eingeführten AI Overviews sind nur ein Vorgeschmack auf das, was kommen soll. Dass der Konzern dabei auf dem Ast sägt, auf dem er sitzt, scheint ihm vorerst egal zu sein.
[A] trend that threatens Google is […] the degradation of the overall ecosystem of websites that Google has shaped, and on which it depends. […] Search results are declining overall, no matter how we search the web, because of the proliferation of AI-generated content. Absent any other trends, this would by itself be a huge problem for Google. But the company’s response—eliminating the need to click on links at all by offering AI-generated summaries—could accelerate the decline of the web. The reason is that the internet is an ecosystem, with Google as one of the primary providers of traffic—and therefore revenue. Without the traffic that Google sends across the web, the incentive and resources to continue producing websites attractive to Google’s search algorithm will decline. […] This process has already begun. […] The rate at which people clicked on ads that appear in search results was down 8% compared with a year ago […] It’s not clear why this is happening, but one logical conclusion is that it’s the result of Google’s own AI-based summaries, which eliminate the need to click on sponsored links or scroll down to where the ads are.
Wall Street Journal
Kyle Chayka hat sich schon im Mai die Frage gestellt, was noch irgendwen motivieren sollte, Informationen und Inhalte bereit zu stellen, wenn es keine Movitation und Belohnung in Form von Traffic von Google gibt, bei Reddit hat man erkannt, dass Anbieter von KI-Systemen oder Suchmaschinen wie Google bereit sind, für von Menschen gemachte Inhalte zu zahlen, denn alles, was automatisiert generiert wird, funktioniert noch weniger als die langweiligsten und peinlichsten, aber immerhin von Menschen geschriebenen Forumsbeiträge. Und klarer Weise darf in dieser Auflistung auch Edward Zitron nicht fehlen, der all das bereits im Juni unter dem Slogan „dem Internet beim Sterben zusehen“ zusammengefasst hat. Das Wall Street Journal bestätigt nun die Befürchtungen und Vermutungen.
Aktualisierung am 15. März 2025
Dieser Artikel geht noch weiter, ich habe aber dem zweiten, ursprünglich hier direkt angehängten Teil einen eigenen Beitrag gewidmet, weil ich ihn so dermaßen oft zitiert habe: Apps sind der Gegenpol zu einem offenen und freien Internet.