Der Gründer und CEO des SEO-Tools Sistrix, Johannes Beus, gibt in einem kürzlich erschienen Blogbeitrag einen angenehm nüchternen Blick auf die Suche der Zukunft und wie sie sich in Zeiten von ChatGPT Search und Perplexity gestalten könnte.
ChatGPT Search wurde vor wenigen Tagen gelauncht, und Perplexity konnte in den letzten Monaten deutlich an Nutzerinteresse gewinnen. Beiden Suchmaschinen ist gemeinsam, dass sie einen anderen Ansatz als die bekannten „10 blauen Links“ von Google zur Beantwortung von Suchanfragen verfolgen: Sie nutzen die Stärke der Large Language Models in der Sprachverarbeitung und fassen Informationen aus verschiedenen Quellen zu einer umfassenden Antwort zusammen. [Bei Googles AI Overviews werden] im Gegensatz zum „normalen“ ChatGPT […] die Antworten […] nicht vollständig und frei aus dem Gesamtkorpus der AI erzeugt. Stattdessen erfolgt zunächst eine klassische Websuche und die Auswahl vertrauenswürdiger Quellen. Erst dann kommt das AI-Sprachmodell zum Einsatz, das auf dieser Basis die Inhalte des AI-Overviews formuliert. Wenn man so will, wird AI hier also hauptsächlich als Frontend-Technologie eingesetzt, die bei der Darstellung der Ergebnisse unterstützt.
Johannes Beus
In seinen Augen ist die wahrscheinlichste Zukunft der Suche nach wie vor in Händen von Google, auch wenn die anfänglichen Versuche mit AI Overviews zu äußerst problematischenen Ergebnissen geführt haben. Mittlerweile dürfte Google diese Probleme aber ganz gut in den Griff bekommen haben und auch die größte Befürchtung, AI Overviews würden die Quellen nutzen, ihnen aber nicht den ihnen zustehenden Traffic bringen, stellt sich als nicht begründet dar.
Die große Frage […] ist natürlich, welche Auswirkungen die AI-Overviews auf die Anzahl der Besucher der eigenen Webseite haben. Um das bewerten zu können, haben wir aktuelle Click-Through-Rate-Daten (CTR-Daten) aus Großbritannien für Featured Snippets und die AI-Overview-Integration gegenübergestellt. […] Die Daten sind überraschend: Aktuell führen die AI-Overviews auf Position #1 zu mehr Klicks als Featured Snippets. Das stimmt […] mit dem überein, was Google in letzter Zeit kommuniziert hat.
Johannes Beus
Na dann, alles weiter wie bisher. Mit einer Ausnahme: Vorsicht vor denjenigen, die ein Alles-oder-nichts in der Nutzung von KI sehen. Zu viele, die sich auf das „AI first“ (oder wie auch immer sie ihre markigen Sprüche nennen) eingelassen haben, sind oftmals brutal abgestraft worden. Nicht etwa durch CTR-Raten von Suchmaschinen oder durch andere Metriken, sondern durch die Menschen (!), die die Verbindung zu den jeweiligen Inhalten verloren und die Angebote immer seltener aufgesucht haben. Das gilt natürlich nicht für Wegwerftraffic irgendwelcher Websites, die schlichtweg die Preise ihrer Produkte senken müssen und schon fließt der Traffic herein, aber sehr wohl für Angebote, die mit langfristigen (Content-) Strategien arbeiten.