Job mit KI ausgeschrieben, Bewerbung von KI erhalten

Jobs suchen und Jobs finden ist mittlerweile eine Tätigkeit, die von KI-Bots ausgeführt wird. Das ist nicht gut für die eine Stelle Ausschreibenden, nicht gut für die eine Stelle Suchenden, und schon gar nicht gut für die Unternehmen, die diese Leute dann anstellen.

Ich musste während der Lektüre dieses Artikels in der NY Times, in dem es um das Problem von Unmengen an KI-generierten Bewerbungsschreiben geht, mit denen Unternehmen neuerdings überflutet werden, sobald sie Positionen ausschreiben, andauernd schmunzeln. Das Beispiel Job-Ausschreibung und Bewerbung – natürlich beides von einer KI generiert – verdeutlicht ganz besonders die hinter der Technologie und ihrer breiten Anwendung liegende Kakophonie und wie sie zur insgesamt sinkenden Qualität einer (Arbeits-) Beziehung führt.

With a simple prompt, ChatGPT […] will insert every keyword from a job description into a résumé. Some candidates are […] paying for A.I. agents that can autonomously find jobs and apply on their behalf. Recruiters say it’s getting harder to tell who is genuinely qualified or interested, and many of the résumés look suspiciously similar. […] One popular method for navigating the surge? Automatic chat or video interviews, sometimes conducted by A.I. […] But candidates can also use A.I. to cheat in these interviews […] Sometimes […] “we end up with an A.I. versus A.I. type of situation.”

NY Times

Diese Situation ist nicht nur für diejenigen frustrierend, die Arbeit suchen, sondern auch für diejenigen, die passende Kandidaten finden müssen. Und diejenigen, die sich wirklich Mühe geben, mühevoll kuratierte Bewerbungsunterlagen zusenden und alles nach bestem Wissen und Können erledigen, somit den allergrößten Aufwand treiben, eine ausgeschriebene Stelle zu erlangen, fallen durch den Rost, weil die schiere Flut an KI-generiertem Müll das qualitative Herausstechen einiger weniger nihiliert.

Job seekers were reacting to recruiters’ use of automated screening. “It’s really frustrating for the candidates because they spend all this time creating very catered cover letters, very catered résumés” […] “As students get more desperate, they say, ‘Well, I have no choice but to up the ante with these paid tools to automate everything.’ And I’m sure the recruiters are going to raise the bar again.” […] The endgame will be authenticity from both sides. But […] “I do think that a lot of people are going to waste a lot of time, a lot of processing power, a lot of money until we reach that realization.”

NY Times

Und nicht nur das, hinzu kommt noch, und es ist schon erstaunlich wie wenig Beachtung das im ganzen Artikel der NY Times findet, die psychische Belastung, ein Schlag aufs Selbstwertgefühl und – und das ist in meinen Augen der wichtigste Punkt – die verlorene Zeit (vonseiten des ausschreibenden Unternehmens) und die verlorenen Lebensmonate oder -jahre (vonseiten der eine Anstellung suchenden Menschen), die zusätzlich zu den ohnehin schon langwierigen Prozessen durchs Nutzen der Technologie noch oben aufgesetzt wird. Herrje, sogar Anthropic hat Zeit aufwenden müssen, um sich über die vielen KI-generierten Bewerbungsunterlagen zu beschweren! Anthropic!

In anderen Worten: Was sich wenig motivierte, aber technisch versierte, nach einem Job suchende Personen ersparen, in dem sie KI-Bots die Arbeit machen lassen, verlieren alle anderen, die KI in geringerem Ausmaß nutzen, an Lebenszeit. Die Spirale ist somit vorprogrammiert und man kann sie als direkten Zusammenhang zwischen der Intensität der Nutzung von Künstlicher Intelligenz für den gesamten Prozess – von der Jobsuche, übers Verfassen von Bewerbungsunterlagen, bishin zum Bewebungsgespräch – formulieren. Ob diejenigen, die das so praktizieren, dann tatsächlich die besten Kandidaten und Kandidatinnen für diesen oder jenen Beruf sind, möchte ich sehr stark infrage stellen. Viel mehr werden das eher Personen sein, die vor allem mit der Qualität des Umgehens von Hürden aufwarten können. Das mag fürs erfolgreiche Bewerben vielleicht schlau sein, für die Sache als solche – hier spreche ich vom Unternehmen, das eine qualifizierte und motivierte Besetzung für die ausgeschriebene Stelle haben möchte – eher nicht. Statt sich den Herausforderungen zu stellen und sie zu meistern, zählt es also, sie zu umgehen.

Ich möchte mein Unternehmen niemals, auch nicht zum Teil, von einer Person mit dieser Qualität abhängig machen.

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