Noch immer: keine kostenlosen Serviceleistungen!

Ich bezahle EUR 1,82 für ein Webhosting, also soll der Supportmitarbeiter gefälligst alle meine Wünsche erfüllen, die Konfiguration für mich übernehmen und Tag und Nacht für mich verfügbar sein.

Einer, der bei einem günstigen Webhoster Probleme mit seinen E-Mails und dort einen Tarif um EUR 1,82 pro Monat hat, beschwert sich nun bei mir, dass er sich vom Support, der ihn mit dem Verweis auf Supportdokumente, mit deren Hilfe sein Anliegen gelöst werden kann, abgewimmelt fühlt. Im gleichen Atemzug bittet er mich nun um meine professionelle Hilfe, die er vor einiger Zeit, als ich ihm ein Angebot gemacht habe, welches er mit dem Verweis auf den eingangs erwähnten Webhoster und die Preisdifferenz zu meinem Angebot abgelehnt hat.

Ich soll also nun – die Bitte um Hilfe kommt auch noch per SMS am Feiertag und ist auf eine Art formuliert, die den Kontext vom beruflichen Umfeld entfernen und dem privaten zuführen soll – die Preisdifferenz als Freundschaftsdienst übernehmen.

Ich habe ihn auf den Support verwiesen, denn es gilt noch immer: Es gibt keine kostenlosen Serviceleistungen für diejenigen, die sich in Erwartung eben dieser kostenlosen Leistung dazu hinreißen lassen, den Aspekt der Hilfe und des Supports bei der Entscheidung für ein Produkt bewusst auszuklammern.

Ich habe mich vor Jahren schon über ein solches Vorgehen beschwert, weil ich mich 3 Stunden lang mit Problemen bei einem Billig-PC beschäftigt habe, die aus einer darauf vorinstallierten Adware resultierten. Die Freundin, die ihn damals ergattert hat, war stolz darauf, ihn so billig bekommen zu haben und hat mir damals ins Gesicht gesagt, dass sie ja meine Nummer hat, sollte etwas nicht funktionieren. Ihren Vorteil habe ich also mit meiner Arbeitszeit ausgeglichen. Das passiert nie wieder, habe ich mir damals geschworen. Und es ist nie wieder passiert. Trotzdem hat es mich damals ein wenig aufgewühlt, weil realisiert habe, dass es dieses Denken auch im Freundeskreis, den ich bis dahin als heiliges Land gesehen habe, gibt. In der Hinsicht war ich ein Spätzünder, das kann ich ruhig zugeben. Aber es ist ja nicht oft passiert. Und es war mir ja auch eine Lehre, denn das Resultat meines Ärgerns war, dass ich nunmehr mein Wissen zur Consultingdienstleistung umgemünzt habe. Zehn Jahre, nachdem die Sache mit dem Billig-PC passiert ist, habe ich noch einmal bekräftigt, auf keinen Fall mehr für Schnäppchen aufzukommen, die darauf basieren, dass dem Nutznießer „ohnehin jemand helfen wird, [die möglichen] Probleme zu beheben“.

Wir springen ins Jahr 2023 und befinden uns nun in genau diesem Artikel. Exakt die gleiche Situation, nur diesmal habe ich gleich anders gehandelt und ihn immer wieder auf den Support verwiesen, der ihn – und ich schätze hier die Standhaftigkeit – auch immer wieder auf Supportdokumente weiter verwiesen hat.

Was man vielleicht auch noch dazusagen sollte: Auf diesem 1,82 Euro-Hosting sind Kundendatenbanken, der gesamte E-Mailverkehr (!) mehrerer (!!) Unternehmen (!!!) und einige Websites gespeichert. Alles wird von ihm mit einem hoffnungslos veralteten Plesk verwaltet. Er, sinngemäß: „Das ist ja eh alles einfach zu bedienen, was ist so schwierig daran, einen Server zu betreiben?! Für die paar Klicks soll ich jemandem etwas bezahlen?!“ Eine Frechheit, eigentlich, dass das Unternehmen mit seinem EUR 1,82-Paket keinen Vollservice bietet, der sofort auf die individuellen Konfigurationswünsche eines Kunden eingeht und persönliche Betreuung durch eine:n Mitarbeiter:in garantiert. Mit „Unglaublich…“ kommentierte er übrigens auch ein E-Mail, das er mir weitergeleitet hat, in dem ihn der Supportmitarbeiter abermals auf die Supportdokumente verweist und klarstellt, dass er die anstehenden Arbeiten nicht für ihn übernimmt. Was bildet sich der Supportmitarbeiter eigentlich ein, die Arbeiten nicht gleich selbst durchzuführen, wenn der Webhoster den Monatsbeitrag von 1,82 Euro kassiert!?

2 Kommentare

    • Du sagst es! Natürlich kann niemand jemandem vorwerfen, den günstigsten Tarif gewählt zu haben. Aber es ist, so meine ich, schon irgendwo ein hausverstandiger Anteil zumindest zu ahnen, dass es da Abstriche geben wird. Aber gut, was soll’s. Suum cuique, oder?

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