Ein Prozess, den KI nicht kennt 🖼️

Den Pollock oder den KI-generierten Slop im Pollock-Stil im Wohnzimmer. Das ist der Unterschied zwischen Anbietern und Konsumenten von KI.

In meinem Artikel über den Ghibli-Slop von OpenAI habe ich erwähnt, dass Kunst das Ende eines Prozesses darstellt, dessen Verständnis fürs Erleben und Fühlen von Kunst mitunter ebenso wichtig sein kann, wie das materialisierte, künstlerische Objekt selbst. Dieser Punkt ist als fundamentale Kritik an der „Kunst“ zu verstehen, die mit Künstlicher Intelligenz geschaffen wurde, da ihre Genese, sofern der Prozess der Schaffung durch Künstliche Intelligenz nicht selbst der primäre Fokus der Arbeit ist, demnach der Definition von Kunst widerspricht. Nur, weil etwas interessant anzusehen ist, ist es noch lange keine Kunst; und wenn es als Kunst interpretiert wird, dann hat es lange noch keinen Wert.

In die gleiche Bresche schlägt die Fotografin Jingna Zhang auf Facebook, nachdem jemand eine ihrer Fotografien mittels Künstlicher Intelligenz verändert hat. Interessant finde ich, dass auch sie, ähnlich wie Hayao Miyazaki in Bezug auf Ghibli, den Output der Künstlichen Intelligenz als Beleidigung (ja, auch sie setzt die Beleidigung in Bezug auf das Leben an) versteht. So liest sich das also, was eine betroffene Künstlerin zu KI-Kunst zu sagen hat, die angewendet wurde, um eines ihrer Fotos zu verändern.

Someone passed my photo through OpenAI’s new image model, and no matter their intentions being well-meaning, seeing this as the original artist just makes me feel like shit. I did this series when my work wasn’t being as accepted and was viewed as neither commercial nor fine art enough for either worlds. So I shot in my apartment, with flowers one of the few props I could afford. And for this shoot I sat with a team and applied petals onto the model, one by one. The final work is a crystallization of that experience and memory of those times, it’s proof of the days l’d lived. An Al didn’t sit there placing petals onto my model, and it feels like an insult to the memory when people go „Al can do this!“, like no actually, I did that. […] I can respect how far current gen Al has come from a purely technological point of view […] but genuinely, what do we need this so badly for, that it would outweigh all the humanity, stories, and history being stripped away from our lives?

Jingna Zhang

Obwohl denen, die verstehen, wie Künstliche Intelligenz funktioniert, ohnehin klar ist, was die Technologie da eigentlich macht, so wird den Betroffenen dieser – ja, nennen wir es beim Namen – indirekten Ausbeutung erst langsam und von Fall zu Fall immer mehr klar, was sie mit ihnen, vor allem aber mit ihren Arbeiten macht und welche Auswirkungen das auf sie, die Künstlerinnen und Künstler selbst hat. Nicht nur werden sie (oder ihre Stile) banal kopiert, sondern ihre Kunst auch der ihr üblicherweise innewohnenden Essenz, der dahinter stehenden, emotionalen Arbeit, nämlich, beraubt.

Dass Kunst Entstehung hat, die genauso wichtig ist, ist für eine Künstliche Intelligenz irrelevant, denn einzig die unmittelbare (und somit auch unmittelbar verpuffende) Wirkung zählt. Einer vom Ergebnis und der Aufmerksamkeitsökonomie geprägten Gesellschaft ist egal, wie ein Kunstwerk, ein Buch, ein Artikel und dergleichen entstanden ist. Hauptsache, das Ergebnis ist unterhaltsam.

Dass sich aber diejenigen, die uns AI-Slop in den Rachen schieben, den Pollock, den echten, nämlich, ins Wohnzimmer hängen, ist halt eine völlig andere Geschichte ohne Aussagekraft.

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