Ich habe mit Substack nicht viel am Hut, bestenfalls habe ich einige der dort veröffentlichenden Autorinnen und Autoren in meinem Feedreader, aber mir war immer klar, dass Substack, auch wenn der Dienst bzw. die Plattform am Ende auch nur eine glamouröse Blog- und Newsletter-Engine ist, für diejenigen gedacht war, die schreiben, und für diejenigen, die lesen wollen.
Aber auch bei Substack will man mehr sehen und führt Kurzvideos im TikTok-Stil ein. Joan Westenberg mag das gar nicht und ihr Argument gegen die TikTok-artigen Kurzvideos ist nicht von der Hand zu weisen.
Substack used to be about writing. Publishing. The kind of longform work that thrived because it dared to slow down. The pitch invited readers to sit with a thought, not swipe past it. But that Substack is vanishing in the eternal pivot to video – tiny, meaningless loops, endlessly scrolled and instantly forgotten. […] Chasing TikTok users doesn’t build a better platform for writers. It builds a different platform entirely. The value proposition collapses when your infrastructure for thought becomes optimized for the attention economy. […] You either build a tool for writers or you build an app for dopamine hits. Once you choose the latter, you’ve already traded your audience. […] Substack’s success […] came from being different. From treating writers as more than just content creators, as something closer to public intellectuals, artists, craftspeople. But you can only hold that line if you’re willing to say no to the algorithm. And it looks like they aren’t.
Joan Westenberg
Kurzvideos auf einer Plattform für Schreibende und Lesende ist also kein Feature, wie Substack es verkaufen möchte, sondern eine die Plattform nachhaltig verändernde Modifikation, die sich auch auf alles bisherige auswirkt. Aufmerksamkeit statt intellektuelle Herausforderung, Dopaminkick statt aktives Reflektieren – da hat sie schon recht, das ist kein Ergänzen (um Features), das ist ein – auf Dauer gesehen – Ersetzen von Vorhandenem, eine Transformation des Service in eine TikTok-artige Videoschleuder, denn wir alle wissen: Doof gewinnt immer.
Ihr sollt es nicht Substack nennen, hieß es (auch hier) schon einmal, aber eigentlich lautet die Botschaft der Meta-Ebene, man solle doch bitte einfach eine eigene Website erstellen. Abhängigkeit von einer Plattform, die wachsen und sich weiterentwickeln muss, führt halt eben zu den Problemen, die diejenigen, die sich für Substack entschieden haben, nun zu spüren bekommen; Unabhängigkeit macht sich in vielerlei Hinsicht bezahlt.