Können, so die Fragestellung eines kürzlich in JAMA Psychiatry erschienenen Papers, psychische Störungen im Freundeskreis Jugendlicher übertragen werden? Sind sie sozusagen „ansteckend“? Die Antwort hat mich erstaunt:
The findings of this study suggest that mental disorders might be socially transmitted within adolescent peer networks.
Und da ich mir viele Gründe vorstellen kann, warum jemand entdeckt, an einer psychischen Störung zu leiden, so war die „Ansteckung“ durch Freundinnen und Freunde für mich definitiv nicht auf der Liste der Möglichkeiten.
In our analysis of […] more than 700 000 individuals from 860 comprehensive schools in Finland, we found an association between having peers diagnosed with a mental disorder during adolescence and an increased risk of receiving a mental disorder diagnosis later in life. […] If mental disorders are transmitted socially via peer networks, the phenomenon could be explained by several mechanisms. One plausible mechanism is the normalization of mental disorders through increased awareness and receptivity to diagnosis and treatment when having individuals with diagnosis in the same peer network. […] The observed higher risks of being diagnosed during the first year of follow-up after the exposure are consistent with this mechanism. Namely, due to diagnostic delay, the brief latency between exposure and diagnosis challenges the likelihood of harmful contagion occurring without an already existing, undiagnosed disorder. For some diagnosis categories, such as eating disorders, transmission could also occur through processes of peer social influence to which adolescents are particularly susceptible. Another possible mechanism facilitating the transmission of certain mental disorders, such as depression, pertains to direct interpersonal contagion. For instance, it is conceivable that long-term exposure to a depressive individual could lead to gradual development of depressive symptoms through the well-established neural mechanisms of emotional contagion.
Alho J, Gutvilig M, Niemi R, et al. Transmission of Mental Disorders in Adolescent Peer Networks. JAMA Psychiatry. Published online May 22, 2024. doi:10.1001/jamapsychiatry.2024.1126
Wieder etwas gelernt. Wenn das Konzept der Übertragung also durchgeht (und keine Studien veröffentlicht werden, die allfällige Mängel der oben zitierten aufzeigen), dann wird es natürlich interessant, das Gegenmittel zu diskutieren und zu überlegen, ob es soetwas wie eine Impfung gegen diese Art der Infektion gibt. Sie würde zwar nur bei den Personen funktionieren, die nicht anfällig wären und damit die oben zitierte Erklärung ein wenig ad absurdum führen, aber wer weiß das heute schon.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig verstehe?
soziale Faktoren tragen zu psychischen Störungen (?) oder Krankheiten (?) bei.. ?
Es gibt einerseits einen Unterschied, glaub ich, und anderseits, war das nicht schon bekannt?
meiner Meinung nach ist die Impfung von Der du sprichst nicht möglich, da einmalig.
sondern ein aufgeklärtes Denken. Die Kapazität nicht nur ie eigenen Handlungen, sondern auch Einfälle kritisch zu beobachten.
Aufgabe der Schule vllt oder anderweitiger Institutionen.
Dafür sollte vllt das gesundheitssystem ausgebaut werden.
Ist aber nicht in der coronazeit passiert, als psychische Probleme Jugendlicher beachtlich angestiegen sind, wird es in Zukunft wahrscheinlich auch nicht.
Wer heute, was weiß, ist nicht die Frage.
Was wir kollektiv wissen und schaffen ist meiner Meinung nach das Maß unseren gesellschaftlichen und somit metaphorisch gesundheitlichen Fortschritts.
An sich geht es hier nur darum, dass Menschen, die sich in einem Umfeld befinden, in dem geistige Krankheiten häufiger vorkommen, tendenziell auch häufiger dazu neigen, sie auch zu entwickeln. Das dürfte nur Korrelation, aber keine Kausalität sein. Aber wenn es kausal wäre, dann würde ich – es ist ein Gedankenexperiment – mir einen Vorschlag für eine Impfung wünschen.
Oder aber wir müssen uns alle überlegen, wie genau „psychische Störung“ (oder geistige Krankheit) definiert ist, um ein Verständnis darüber zu erlangen, was die Wissenschaften, die sich damit beschäftigen, meinen, wenn sie davon sprechen, dass solcherart Krankheiten „ansteckend“ sind.