Pieter Garicano geht der Frage nach, warum es in der EU keine Milliardenkonzerne gibt und – viel wichtiger – wohl so bald auch nicht geben wird. Das Problem in der EU liegt bei den viel zu hohen Kosten fürs Scheitern, was Investition in risikoreiche Unterfangen zu einem Problem macht, das man (im Gegensatz zu den USA) nicht so schnell los wird.
Die daraus resultierende, für Investoren ökonomische Entscheidung lautet: Na dann halt nicht. Und das ist ein Problem.
The reason more capital doesn’t flow towards high-leverage ideas in Europe is because the price of failure is too high. […] This dynamic pushes European companies toward sticking with what they already know — not because they’re more risk-averse, but because it’s the profit-maximising choice given the cost if they fail. Making big bets on new technologies is less worthwhile for big European firms. The widening innovation gap reflects the repeated effect of the structural advantage from cheaper restructuring, increased by (arguably) faster technological change. […] When European technology companies try to pivot, the costs are visibly significant: in France, Atos failed to adapt to cloud services and is close to bankruptcy after spending 10% of revenue on restructuring in 2022. Volkswagen is being severely disrupted by weak demand and foreign competition in EVs, but their 2023 restructuring remains in limbo because the company’s work council so far has refused to accept any factory closures.
Pieter Garicano
Immerhin, wenn man das überhaupt sagen kann, können wir Europäer zumindest dann punkten, wenn es um die Verbesserung etablierter Produktideen geht. Das relativiert zwar den Begriff Innovation auf ein rein formales Minimum, aber irgendwo müssen wir ja in irgendeiner Liste auftauchen.
Europe does well in ‘secondary innovation‘ — incremental improvement of existing products, such as what takes place at companies like Michelin — but struggles with ‚primary innovation‘ (inventing new products), where the failure rate is higher, and thus the expect restructuring penalty is higher.
Pieter Garicano
Pieter Garicanos Artikel ist lesenswert, lässt einen aber etwas frustriert zurück, da keine Hoffnung in Sicht ist und sich die eine Idee – Schutz der arbeitenden Bevölkerung – in der gegenwärtigen Form als eine andere Idee – Innovation und Bereitschaft, Risiken einzugehen – behindernd entpuppt.
Das alles wäre ja noch irgendwie vertretbar, gäbe es genügend Absatzmärkte für unsere Produkte, auf die wir uns stützen und aus denen wir Kraft schöpfen können, aber blöderweise trocknen die großen und relevanten gerade aus und der Zugang zu Innovation scheint auch nicht wirklich in die Gänge zu kommen. Wenn ich auf einer Mercedes Benz-Fansite lese, dass Kundinnen und Kunden eher die chinesischen Marken BYD und NIO einem Mercedes bevorzugen, weil – und das ist der ausschlaggebende Punkt – diese Fahrzeuge mit modernerer Technik und attraktiverem Design ausgestattet sind, dann sollten alle – alle! – Alarmglocken läuten.
Die Elektromodelle von Mercedes-Benz haben in China aktuell weiterhin keinen guten Stand […] Im Oktober gingen die Neuzulassungen des EQE Modells in China […] auf null zurück. Auch das EQE SUV Modell tut sich im Absatz schwer – trotz Rabatten von über 40 Prozent konnte man hier nur insgesamt 291 Einheiten absetzen. […] Im Hinblick auf die Tatsache, dass die Verkäufe von Elektroautos in China im Oktober um 60 Prozent gestiegen sind, spielte der Konzern auf dem boomenden E-Auto Markt in China aktuell keine Rolle. Die Käufer weichen eher auf die Fahrzeuge von BYD und NIO aus, die mit moderner Technik, attraktiveren Design und vor allen auch wettbewerbsfähigen Preisen punkten können.
mbpassionblog
In anderen Worten: Mehr Risikobereitschaft für Europa, mehr Flexibilität, damit sie einen nicht umbringt. Sonst verstärkt sich, was ohnehin schon seit einiger Zeit passiert: Die Amerikaner und Chinesen rennen uns in puncto Innovation davon.