Signal, Threema oder Telegram!

Und da ist der erste Fall, in dem auf Vorrat gespeicherte Kommunikationsdaten - Facebook hat Nachrichten im Klartext an die Behörden liefern können - eine junge Frau in Bezug auf ihre Abtreibung (Stichwort Roe vs. Wade) belasten.

Eine junge Frau aus Nebraska hat gemeinsam mit ihrer Mutter eine Abtreibung nach der zwanzigsten Schwangerschaftswoche durchgeführt. Das verstößt gegen das in Nebraska geltende Gesetz. Beide wurden wegen mehrerer Delikte angezeigt und verurteilt. Die Behörden wussten von der Abtreibung, weil Facebook private Nachrichten zwischen Mutter und Tochter an sie übermittelt hat.

Die detaillierten Protokolle entpuppten sich als für die bereits Verurteilten (die Chronologie der Story ist ein Stück für sich und die Geschichte an sich ein Durcheinander von Ereignissen) – gleich der Nutzung von Daten aus einer Vorratsdatenspeicherung – stark belastend. Und das ist ein Aspekt der Entscheidung über die Aufhebung von Roe vs. Wade, den ich schon damals als großes Privacy-Problem charakterisiert habe. Die Nutzung dieser Daten in Zusammenhang mit dem Abtreibungsverbot ist also…

… one of the first instances of a person’s Facebook activity being used to incriminate her in a state where abortion access is restricted — a scenario that has remained largely hypothetical in the weeks following the US Supreme Court’s decision to overturn Roe v. Wade. […] While Celeste told police that she had suffered a miscarriage, they continued to investigate, serving Facebook with a search warrant to access Celeste and Jessica’s Facebook accounts. They subsequently found messages between the mother and daughter allegedly detailing how Celeste had undergone a self-managed abortion with Jessica’s help.

Forbes

Was hat das mit Signal, Threema oder Telegram zu tun? Bei den drei Messengern wäre die Übermittlung der Nachrichten – trotz des Durchsuchungsbefehls – nicht möglich gewesen, da sie gar nicht oder nur vollständig Ende-zu-Ende-verschlüsselt und somit selbst für die Betreiberfirma nicht einsehbar gespeichert werden. (Bei Telegram nur nach Opt-In, aber immerhin!) Facebook, hingegen, lagen die Nachrichten im Klartext vor.

Eine detaillierte Zusammenfassung über die Verschlüsselung gängiger Messenger-Apps gibt es bei Boxcryptor. WhatsApp (auch mittlerweile in den Händen von Facebook) verschlüsselt zwar ganz ausgezeichnet, aber wird in meinen Augen früher oder später zum Bauernopfer; Vorsicht ist geboten. Da sieht man besser zu Signal, Threema oder Telegram, die alle gute Verschlüsselung bieten können. Denn: Wenn die Daten verschlüsselt sind, sind sie für die Behörden oder andere, die etwas damit anfangen wollen, wertlos. Wer sich bislang mit Telegram in Sicherheit gewogen hat (was prinzipiell möglich ist), sollte sich aber vielleicht zumindest diesen Vergleich von Andreas Proschofsky im Standard zur Sicherheit der Verschlüsselung der beiden Messenger durchlesen.

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