Tweetbot, eine der Apps, die ich unter iOS sehr häufig nutze, gibt es in „Early Access“ in Version 6. Mit dem Wechsel von Version 5 auf 6 wechselt der Hersteller Tapbots auch sein Preismodell: Tweetbot 6 ist kein Einzelkauf, sondern wird im Abonnement – allerdings zu mehr als lächerlichen Preisen – angeboten. Das Jahresabonnement für die Twitter-App kostet USD 5,99 und das Monatsabo gibt es um USD 0,99.
Dass man sich am Abomodell stößt, ist in Ordnung. Es ist immer das gleiche Spiel und ja, für die Endkunden auch ein Risiko. Die einen (Adobe, FantastiCAL, Agenda) leisten tatsächlich gute Arbeit und verbessern ihre Applikationen praktisch andauernd, andere wiederum ruhen sich auf den generierten Einnahmen aus und bieten so dermaßen selten relevante Updates, dass das Abo weh tut, auch wenn es nur ein paar Euro sind, die man bezahlt.
Schwierig sind Abonnements, die durch äußere Umstände bedingt Kosten verursachen, die eine Erweiterung von Features bedingen, die Userinnen und User nicht unbedingt sehen können. Die Twitter-API, also die Schnittstelle, über die Tweetbot mit Twitter kommuniziert, ist zum Beispiel so ein „äußerer Umstand“. Es verursacht Kosten, die Funktionalität, die man als Eigentümer der Version 5 von Tweetbot gewohnt ist, aufrechtzuerhalten, obwohl der Datenlieferant (Twitter) seine Schnittstellen angepasst/geändert hat.
Jedenfalls war der Kauf der App Abschluss des Jahresabonnements (EUR 6,49!) für mich ein Nobrainer. Wer sich das Sudern ums Abomodell dennoch geben will, dem sei Michael Tsais Zusammenfassung zu Tweetbot 6 empfohlen.
Der Preis von Tweetbot ist sicher fair. Im Fall von Adobe sehe ich das jedoch aufgrund meiner Erfahrungen anders. Keine Frage, Adobe hat gute Anwendungen in der Creative Cloud. Allerdings schließt der Preis Gelegenheitsnuter*innen aus. Ich arbeite zwar als Designer, benötige aber z.B. InDesign nur relativ selten, weil ich hauptsächlich Websites und Illustrationen mache.
Und wesentlich schlimmer als der Preis waren meine Erfahrungen in den vergangenen Jahren. Nervig ist vor allem, dass man von Adobe inzwischen fast täglich mit Updates bombardiert wird. Das nervt nicht nur, sondern zerschießt einem auch gerne mal den Workflow, wenn man die aus Versehen mal ungeprüft akzeptiert. Neue Versionen sind darüber hinaus oft relativ buggy, bis einige Wochen später die ersten Patches eingeflogen sind.
Das Programm Lightroom Classic wurde in den vergangenen Jahren in der Mac-Version stark vernachlässigt und war zeitweise auf meinem halbwegs schnellen Computer fast unbenutzbar. Stattdessen wurde massiv in eine Cloud-Version investiert und diese auch als neue Standard-Lösung beworben (nudging?). Die mag zwar okay sein, passt aber längst nicht für alle Anwender*innen. Das Frustrierende im Fall von Adobe ist für mich, dass ich ihnen zwar Geld gebe, sie aber gefühlt in den letzten Jahren die Entwicklung nur selten in eine für mich positive Richtung vorangetrieben haben und mir bei der Erledigung täglicher Arbeit gefühlt öfters Steine in den Weg geworfen haben.
Daher bin ich nun zu anderer Software gewechselt. Die ist teilweise besser, teilweise deutlich schlechter. Allerdings war ich nach zahlreichen weiteren Ärgernissen wirklich nicht mehr bereit, den (an sich angemessenen) monatlichen Preis an jemanden zu bezahlen. Zumindest aus meiner Sicht ist Adobe daher kein Paradebeispiel für ein Abo, bei dem ich von guter Arbeit sprechen würde.
Hallo Fabian! Du sprichst natürlich einen entscheidenden Punkt an, den ich, weil’s ja um Tweetbot geht, nicht aufgenommen habe, nämlich die „Richtung“, in die sich Software entwickelt, und wie das alles in den Workflow, den man selbst hat, passt. Ähnlich wie bei dir Lightroom bzw. die Adobe Suite, verhält es sich bei mir zB mit Agenda. Die haben auch in eine Richtung entwickelt, die mir schlicht und einfach – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht in den Kram passt. Das ist natürlich auch ein Risiko, daher danke für dieses Feedback!
(Und ja: was Lightroom angeht, bin ich ganz bei dir. Das war mal ein wirklich schönes Stück Software. Betonung auf „war“.) – Was nutzt du jetzt? Affinity? Darkroom? Pixelmator?
Hi Michael! Ich habe über 2 Jahre hinweg stückweise meine Adobe-Subscription ausklingen lassen. Im letzten Jahr hatte ich nur noch PS+LR im kleinsten Paket.
LR habe ich durch Capture One ersetzt. Da ich seit letztem Jahr mit einer Fuji-Kamera arbeite, war LR sowieso keine gute Option mehr. Leider vertragen sich Adobe-Produkte nicht so gut mit den RAW-Dateien aus meiner Kamera. Hab mir so ziemlich jeden halbwegs professionellen RAW-Entwickler angeschaut und von der Qualität der Ergebnisse war Capture One mit Abstand am besten. Seit einigen Versionen gibt es auch eine Bibliotheks-Verwaltung, die etwas an LR erinnert. Zugegeben, der Aufbau der UI von LR gefällt mir besser … ist wahrscheinlich Gewohnheitssache.
Für Illustrationen verwende ich inzwischen hauptsächlich Procreate auf dem iPad, auf dem Computer krita. Letzteres ist Open Source und ist viel stärker auf Zeichnen ausgerichtet, als z.B. Photoshop. Features wie CMYK sind auch vorhanden. Ansonsten habe ich vor längerer Zeit Affinity Photo für sonstige Bildbearbeitungen gekauft. In letzteres habe ich mich aber bislang nur halbherzig eingearbeitet. Für meinen Retouchierbedarf reichen Tools wie LR und C1 aber in der Regel aus.
Für DTP verwende ich Affinity Designer + Publisher. Vor allem die Performance auf älterer Hardware ist absolut beeindruckend. Selbst auf meinem 8 Jahre alten 2-Kern MacBook Pro kann ich damit meistens flüssig arbeiten, allerdings sind die Programme längst nicht so ausgereift wie Illustrator und InDesign. Affinity kann z.B. kein automatisches Vektorisieren (dafür nehme ich nun Inkscape), beim Publisher fehlen noch fundamental wichtige Features wie z.B. eine Fußnotenverwaltung. Wer hauptberuflich komplexe DTP-Projekte umsetzt, wird damit wohl einige Umwege in Kauf nehmen müssen. Für meine Zwecke sind die wichtigsten Features aber vorhanden und ich werde wohl auch in diesem Jahr versuchen, damit ein persönliches Buch-Projekt umzusetzen.
Zu erwähnen wären da noch die Open Source-Alternativen, die alle insgesamt besser sind als ihr Ruf. Allerdings sind die Portierungen für macOS oft nicht so toll, Inkscape funktioniert mangels Hardware-Beschleunigung auf einem 4k/5k-Display unter macOS nur halbwegs, wenn ich das Programm in niedriger Auflösung starte. Scribus ist zwar ein mächtiges DTP-Werkzeug, hat aber auch einige sehr alte Bugs und das Interface hätte dringend eine Überarbeitung nötig. Unter Windows oder Linux funktionieren die alle wohl wesentlich besser und flüssiger, aber das ganze OS zu wechseln wäre für mich vom Aufwand kaum zu stemmen. Und dafür würden zu viele andere Tools wegfallen, die mir doch sehr ans Herz gewachsen sind.
Ich hoffe, das hilft dir weiter? Wenn du Fragen hast … meine E-Mail hast du ja jetzt. ;-)
PS: Ich habe nur durch Zufall gesehen, dass du mir hier geantwortet hattest, da ich es leider nicht mitbekomme, wenn weitere Kommentare unter meinem Erscheinen.
Hi Fabian, wow, das ist ja ein ganzer Beitrag im Beitrag ;-) – Danke dafür! Und für den Hinweis bezüglich deines Zufallstreffers. Ich werde mich nach einem Benachrichtigungsplugin umsehen.