Der nächste Tag. Anstatt ans Meer zu gehen, am Strand zu entspannen oder durch Tonsai zu spazieren, um den Menschen beim Urlauben zuzusehen, beschlossen wir, Ko Phi Phi von oben anzusehen. Auf Ko Phi Phi gibt es dafür drei Aussichtspunkte (“View Points”), die ich vor 13 Jahren schon einmal besucht habe. Sie versprechen tolle Panoramablicke auf die Insel. Und sie halten ihr Versprechen auch.
Vom Hotel aus folgten wir der Beschilderung zu einem der drei View Points. Der erste sehenswerte Teil, jedoch, ist ein Wasserreservoir neben einer am Hügel gelegenen Hotelanlage, deren Attraktivität ich mir enden wollend vorstelle: sie ist zu weit vom Meer entfernt, um den Fußweg problemlos auf sich nehmen zu können, gleichzeitig gibt es da oben wirklich nicht viel, das man sonst noch besichtigen könnte.
Man quert diese Hotelanlage und geht weiter bergauf durch ein kleines Dorf, in dem ganz offensichtlich keine Touristen untergebracht sind. Der Weg ist mühsam: es geht bei sengender Hitze bergauf, bergab, und dann wieder bergauf. Immerhin bieten ein paar Bäume den mehr als notwendigen Schatten, der den Aufstieg erträglich macht. Wer auch immer plant, alle drei Viewpoints anzusehen, sollte auf jeden Fall Wasser mit dabei haben. Ja, natürlich kann man an allen drei Viewpoints Getränke (und sogar Snacks) kaufen, aber je nach Aufstiegsvariante dauert es halt eben ein wenig, bis man bei einem der drei Viewpoints ankommt. Wenn man so hinkommt, wie wir, dann geht man schon an die 30 Minuten bei mehr als 35°C unter freiem Himmel.
Viewpoint 3
Am Weg zum Viewpoint stellten wir fest, dass aus der Richtung, aus der wir hochkamen, der erste Viewpoint eigentlich der zweite ist. Da man dort allerdings Eintritt zahlen musste und wir gerade gut unterwegs waren, gingen wir gleich zum Viewpoint 3. (Auch dort muss man Eintritt zahlen…)
Wenn man sich dem Viewpoint nähert, wird man darüber informiert, dass es sich da oben um eine “Muslim Area” handelt, weswegen einige Dinge (Rauchen und Alkohol) nicht gestattet sind1. Bei der Bekleidung dürfte es wiederum nicht so streng sein, denn einige der Personen, die wir auf der Aussichtsplattform gesehen haben, waren in keinster Weise einer “Muslim Area” würdig gekleidet. Aber weder rauchen noch trinken wir, also haben wir den Eintritt bezahlt und den Ausblick genossen. Und der ist von da oben durchaus attraktiv.
Lohnt sich der Aufstieg zum Viewpoint 3?
Das ist eine nicht ganz so leicht zu beantwortende Frage, die ich so beantworten würde: Kommt man nicht direkt aus Tonsai (und liegen daher die beiden anderen Viewpoints nicht ohnehin am Weg), dann lohnt es sich, ganz nach oben zu gehen und den Viewpoint 3 zu besuchen. Ist die Sicht da oben gut? Ja, sie ist gut, wenngleich sie auch von einem großen, von dichtem Wald bedeckten Abschnitt ein wenig eingeschränkt wird. Sie bietet allerdings im Gegensatz zu den anderen beiden Viewpoints (die wir an einem anderen Tag besuchen würde), einen entscheidenden Vorteil: Man sieht nicht nur auf die berühmte Doppelbucht von Ko Phi Phi, die im Westen liegt, sondern eben auch weiter in den Norden und Nordosten, und, weil man eben so hoch oben ist, auch weiter in den Süden.
Wer also diese nahezu Rundumsicht erleben möchte, der sollte den Viewpoint 3 besuchen. Wer nur ein Selfie vor der Doppelbucht machen möchte, kann sich den Besuch ersparen. Viewpoint 2 ist da der deutlich bessere und malerischere Punkt.
Abstieg: Wer nicht zahlt, geht länger
Ich habe oben erwähnt, dass wir Viewpoint 2 nicht betreten haben, weil man dort Eintritt zahlen muss. Die Tatsache, dass man dort Eintritt zahlen muss, wirkt sich aber weit stärker aus als wir anfangs gedacht haben.
Es scheint, dass eine ziemlich große Fläche, auf der sich die Viewpoints 1 und 2 befinden, ein einziges privates Grundstück ist. Quer durch dieses Grundstück verläuft auch ein Weg hinauf zum Viewpoint 3, außer eben, man kommt aus einer anderen Richtung, wie es bei uns der Fall war. Will man aber vom Viewpoint 3 auf raschem Weg nach Tonsai, kommt man ums Bezahlen nicht herum: Der Weg wurde abgesperrt, was man am Foto am Zaun ganz links im Bild erkennt. Er wurde mit allerlei Müll blockiert. Wer also nicht den großen Umweg rund ums Grundstück herum gehen will, muss zahlen. (Da wir ohnehin vorhatten, die beiden anderen Viewpoints zu besuchen, gingen wir außen herum, aber man sollte sein Schicksal akzeptieren und bezahlen, denn der Zeitverlust sollte sich im Vergleich als immens herausstellen.)
Mittagessen in Tonsai
Um 15 Uhr waren wir noch am Viewpoint 3, um etwa 15:45 Uhr erreichten wir soetwas wie einen Vorort von Tonsai, der auch größtenteils nur von Einheimischen bewohnt wurde. Im Gegensatz zu dem Dorf am Berg ging dieser “Vorort” nahtlos in ein Ressort über, dann das erste Geschäft, das zweite, plötzlich recht viele und ehe man sich versah, war man schon auf einer der Hauptstraßen, wenn man denn in Tonsai von “Straßen” sprechen konnte.
Wir besuchten abermals die Markthalle, aßen (diesmal leider nicht so gut, auch wenn das Essen am Foto ganz gut aussieht), und weil es heiß war und wir müde, gönnten wir uns in einem kleinen, aber stark klimatisierten Laden, einen Thai Eistee. Wir waren beide müde, also nahmen wir ein Taxiboot zurück zum Hotel und verbrachten den Abend und den Sonnenuntergang am und größtenteils im Meer.
Mir macht so etwas Spaß und für mich ist ein Tag im Urlaub, der anstrengend, schweißtreibend und herausfordernd ist, genau das, was ich mir von einem Urlaub erwarte. Während die meisten die Services und den Luxus am Strand genießen, quäle ich mich den Hügel hoch und erlebe meine Freudenmomente durch die Aussicht, die mich erwartet, oder durch den Aufstieg an sich.
Ich bin davon ausgegangen, dass PP, wenn sie sich mir schon anschließt, das zumindest ähnlich wahrnehmen oder wenn nicht, dass sie es mir zumindest mitteilen würde. Aber sogar auf mehrfaches Nachfragen hin, hat es ihr gefallen; nicht ganz die Wahrheit, wie sich später herausstellen würde. Eigentlich das genaue Gegenteil. Ich wusste zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, dass diese Tour zum Viewpoint 3 – und die zu den beiden anderen auch noch – ein Argument sein würde, warum diese Reise doch nicht ihren Erwartungen entsprach. Aber das ist alles in der Erzählung noch nicht geschehen. Das kommt noch. Heute war der Abend noch ein schöner. Gute Nacht.
- Dass die Begründung für rücksichtsvolles Verhalten unbedingt auf die Religion zurückgreift, finde ich persönlich etwas eigen, aber was soll’s. ↩︎