ChatGPT schreibt alles

Matt Diggity meint, Ende 2024 wird eh ChatGPT alles schreiben und menschliche Autoren wird man nur noch für spezielle Aufgaben benötigen.

Prediction: the “human writing” industry will be all but dead by the end of 2024 […] ChatGPT, given the right prompts, can already write more engaging content than most professional copywriters.

Matt Diggity

6 Kommentare

    • Editieren ist sicherlich wichtig, aber wenn sich die Basis schon von zweifelhafter Qualität erweist, wie viel kann die nachträgliche Bearbeitung dann noch retten? Eine generisch neue Idee wird ChatGPT nicht zustande bringen; dass sie schön präsentiert wird, rettet ihr Fehlen auch nicht.

  1. Ich hatte eine ähnliche Diskussion mit einem Schriftsteller über Ideenfindung und Form.
    Ich habe die Argumentationslinie vertreten: Weg ist das Ziel, Form überwiegt, da Ideen immer mehr oder minder die gleichen sind. (so wie es universelle Gefühle gibt, gab es für mich immer universelle Themen, die in der Literatur nur im unterschiedlicher Form vertreten sind.)
    Jetzt aber, da ich selbst mit der ideenfindung zu kämpfen habe, sehe ich natürlich, dass es nicht ganz so einfach ist und eine Alliterarion nicht alles ist.
    Also ja, ich sehe Deinen Standpunkt, dass sich die SERPs verschlechtern könnten und ChatGPT uns in die dunkle Zeit katapultieren könnte, wo nur Schönschnörkelei gezählt hat Kunst dazu instrumentalisiert wurde, um vom politisch-gesellschaftlichen Problemen abzulenken.
    Aber ist das Internet nicht iwie eine Stadt? Ein öffentlicher Raum in einem gewissen Sinn und wie in jeder Stadt muss man eben nach gutem Kaffee suchen und Einwohner fragen?
    Ich bin mir nicht sicher, was ich mit all dem sagen will, ich bin wieder etwas verwirrt.

    • Wenn ich dich richtig verstehe, reduzierst du die Idee auf einen Moment, lässt aber Blickwinkel, Handlungsstrang, Erzählform usw. außer Acht. Ich respektiere diese puristische Ansicht, teile sie jedoch nicht, auch wenn ich dir wiederum zustimme, dass es soetwas wie universelle Themen gibt. Warum nicht? Weil der konkrete Blickwinkel, der sich daraus entfaltende Handlungsstrang und viele weitere Attribute eines solchen Themas so dermaßen unterschiedlich sind, dass dieses „universell“ nur noch als über das Maß reduktionistisch verstanden werden muss. Und da krampft die Aussage, es käme nur noch auf die Bearbeitung an, schon ganz schön.

      Mich hat das Zitat vor allem deswegen fasziniert, weil ich den weiteren Ausführungen auf Twitter/X in sehr vielen Punkten zustimme und auch der Überzeugung bin, dass sehr, sehr, sehr viele Menschen deutlich „schlechter“ schreiben als ChatGPT. Aber auch hierin liegt ein Aspekt, der das menschliche Schreiben wiederum aufwertet: Wer sich damit beschäftigt, wie es ist, die Welt so wahrzunehmen wie jemand, der eben schlechter schreibt als ChatGPT, und wer sich dann damit beschäftigt, ein Thema in dieser Sprache zu kommunizieren, geht bereits einen anderen Weg als es ChatGPT je gehen könnte.

      Eine Bekannte hat begonnen praktisch alle Texte mit ChatGPT zu verfassen; bei ihr ist es andersrum: sie hat binnen eines Jahres verlernt auch nur einen vernünftigen Satz zu verfassen. Sie nimmt ChatGPT mittlerweile sogar für E-Mails in Anspruch. In meinen Augen hat sie das Reflektieren über ein Thema, das ich im Akt des Schreibens verankere, verlernt – und zwar schneller als ich es für möglich gehalten hätte. Und ich glaube, so wird es sehr vielen gehen, die den Muskel des Denkens erschlaffen und sich auf das Fast Food aus ChatGPT einlassen.

      Mehr prompten und weniger schreiben führt zu Texten, die nicht mehr Gedanken, sondern Prompts folgen. Und je öfter sich dieses Spiel wiederholt, umso mehr verändert sich die Sprache, die diese Personen nutzen, zu einer Sammlung an Befehlszeilen, einem Einheitsbrei, dem es an Herausforderung, Raffinesse und Witz mangelt. Für Gebrauchstexte, und davon spricht Matt Diggity ja auch, ist mir das egal. Die lese ich eh nicht. Wenn das dahinterliegende Prinzip aber auch andere Bereiche, in denen Menschen Gedanken zu Wort bringen, erfasst, dann wird’s hässlich.

  2. Nein, ich reduziere die Ideenfindung natürlich nicht ausschließlich auf den puren Einfall.

    Es folgt 1/100 Wissen, bitte um Nachsicht.

    Ich denke bei Universalität von Ideenfindung an einen Literaturwissenschaftler, der Märchen analysiert hat, dabei herausgefunden hat, dass sie alle auf den gleichen Mustern basieren: k.A Held trifft auf Bösewicht, um Prinzessin zu erobern.
    Diese 10 (?) Schritte/Muster können der Meinung eben diesen Literaturwissenschaftlers, dessen Name und Epoche ich nicht kenne *facepalm* auf die Literaturanalyse allgemein angewandt werden.
    (Unter Berücksichtigung, dass äußere Auslöser, innere Auslöser sein können.)

    Ich denke da auch an die Geschichte von Babel, die es in wirklich ähnlicher Form in einem zentralamerikanischen Kulturkreis gegeben hat (zu dem Thema findet man sicher viel mehr, cf. Turmbau-Sagen in anderen Kulturen [Wikipedia])

    Das sind so meine Assoziationen zur Universalität der Ideenfindung, in der die Sichtweise und Handlungsstränge inbegriffen sind.
    Aber Du hast mit Sicherheit recht, ich setze mich zu viel wenig mit dem Thema Schreiben auseinander, als dass ich die wesentliche Attribute in meine Überlegung einfließen lassen kann.
    Und sicher, die Überlegungen waren schon damals rudimentär aber dafür dient ja die Diskussion, wie diese, um diese Überlegungen zu erweitern.

    Zu Deiner Bekannten: Ich denke wir alle schweben zwischen dem Wunsch nach Müßiggang und dem Wunsch nach Anerkennung/Verständnis/Aktivität. Und es ist ein schmaler Grat. Gibt man sich dem Müßiggang hin, büßt man unter anderem an Aktivität = Kommunikation ein, d.h. an Anerkennung und Verständnis.
    Jeder muss seinen Weg finden zwischen Müßiggang und Muße und vielleicht hat sie die Energie anderweitig eingesetzt. (Wünschen würde ich es ihr)

    Zu dem Thema Vereinheitlichung/Verdummung: Ich habe keine Meinung hierzu. Ich höre es immer wieder und das von sehr klugen Leuten und weiß es nicht. Vielleicht sagt das ja alles über meinen Intellekt aus: kann jemand der dumm ist merken, dass er dümmer wird? I don’t know.. (wünschen würde ich es mir)

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