Erfolg am Büchermarkt? TikTok!

Ist TikTok etwa ein Katalysator für neue, von ihrer standardisierten Form befreite Review- und Werbeformate? Was den Büchermarkt angeht, scheint's so zu sein.

Google und Facebook sollten sich warm anziehen, denn TikTok, aber das ist meinen Leserinnen und Lesern ohnehin schon aufgefallen, frisst sich gerade in alle (!) Marketingkanäle und – die Behauptung stelle ich jetzt mal auf, wir werden sehen, wie weit ich sie halten kann – bezwingt alle Branchen. Eine davon, man hätte es nicht für möglich gehalten, ist der Büchermarkt.

The whole idea of dominating supermarket shelves, dominating airport stores, dominating the front tables at bookstores, it’s just not really where it’s at in the same way. […] [TikTok] is not dominated by the usual power players in the book world such as authors and publishers but by regular readers, many of them young, who share recommendations and videos of themselves talking about the books they love, sometimes weeping or screaming or tossing a copy across the room.

The most popular videos don’t generally offer information about the book’s author, the writing or even the plot, the way a traditional review does. Instead, readers speak plainly about the emotional journey a book will offer.

And that, it turns out, is just what many people are looking for […] people are like, ‘I want to feel that. Give it to me!’

How TikTok Became a Best-Seller Machine

Was lernen wir daraus? TikTok, ja, eh. Aber TikTok scheint mir mehr ein Katalysator für Formate zu sein, die (zumindest noch) unerwartet in Bezug auf Inhalt und Format zu sein scheinen. Vielleicht sind aktuelle Review- und Werbeformate in Erfüllung der Erwartungshaltung von Auftraggebern, Kunden und Vorgesetzten auf der einen, und passend gemacht für die Layoutvorgaben verschiedener sozialer Medien, Google und anderer Onlineservices auf der anderen Seite das Problem? Vielleicht stirbt eine in ein bestimmtes Format – inhaltlich wie designtechnisch – gepferchte Idee ganz einfach und das Resultat, all seiner ursprünglichen Kreativität beraubt, wird somit langweilig und vorhersehbar? Vielleicht gilt es, die in den letzten Jahren festgefahrenen Formate, allesamt standardisiert, normiert und in ihrer Form (selten aber tatsächlich an ihrem Inhalt) bewertet, zu überdenken und neue, offene Wege zu beschreiten?

The most popular videos don’t generally offer information about the book’s author, the writing or even the plot, the way a traditional review does. Instead, readers speak plainly about the emotional journey a book will offer.

Vielleicht? Wenn TikTok das Medium ist, das eine solche Erneuerung ermöglicht, dann bitte mehr davon! Und wenn es eine „Marktbereinigung“ bei Agenturen gibt, die sich von ihrem kreativen Potential verabschiedet haben und ihren Erfolg an der (Er-) Füllung von Werbeformaten messen, dann soll mir das sehr recht sein. Denn dieser Aspekt des Marketings – Kreativität, nämlich – erleidet ohnehin seit Jahren schon einen stillen Tod. Die meisten Werbungen sind – und ich denke, da werden mir viele zustimmen – wirklich fad und ich fürchte, dass diese Langeweile durch automatisiert generierte Formate nur noch viel mehr zunehmen wird. Haucht der Werbung wieder ein wenig Seele ein. Sonst übernehmen das TikTok-Userinnen und -User und ihre verliert eure Existenzberechtigung!

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