KI drin, Kunde weg

Setzt das Marketing eines Produkts auf den Begriff Künstliche Intelligenz, wird das Produkt von Kunden seltener gekauft.

Ich kann nachvollziehen, worüber der Standard berichtet: Wer Produkte mit KI bewirbt, verschreckt die Kunden.

Produkte mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu bewerben ist gängige Praxis. […] Sobald ein Produkt mit KI-Features beworben wird, sinkt das Vertrauen in das Produkt und damit die Kaufabsicht. Wie sehr, hängt vom Einsatzgebiet des Produkts ab. […] Autos und medizinische Diagnoseinstrumente schnitten wesentlich schlechter ab als Fernseher oder Staubsauger. Gerade bei „High risk“-Produkten, bei denen Sicherheit an erster Stelle steht, wird KI misstraut. Dabei sind es gerade Autoproduzenten wie Tesla oder Hersteller von Medizinprodukten, die auf die neue Technologie setzen.

derstandard.at

Was mich ein wenig an der Studie, die den Artikel im Standard nährt, wundert: Mir fehlt komplett der Aspekt der Wahrnehmung von Notwendigkeit von KI in einem Produkt, das bisher ohne KI problemlos und gut funktioniert hat. Auch wenn es in der zitierten Studie ausschließlich ums Marketing und um das einfach Vorkommen des Begriffes Künstliche Intelligenz geht, so muss Marketing doch auch immer Kontext, Begründung und Legitimierung für Neuigkeiten schaffen1. Da stelle ich mir dann halt schon die Fragen: Wozu braucht mein Kühlschrank eine KI? Wofür braucht sie mein Staubsauger? Wozu meine Computermaus? Selbst bei Produkten, bei denen man es vielleicht noch nachvollziehen kann, wie zum Beispiel einem KI-gestützten E-Mailprogramm, bleibt doch die Frage: Was verliere ich an produktspezifischen Leistungen zugunsten der Implementierung von KI? Und sobald ich mir diese Frage stelle, frage ich mich dann auch: Wenn ich für diese aus meiner Sicht unnötigen KI-Funktionen zahle, was ist dann der tatsächliche Wert des Produkts?

Und nein, ich akzeptiere (zumindest noch) nicht, dass KI zu den produktspezifischen Leistungen, wie ich sie oben genannt habe, gehört. Nicht bei einem E-Mailprogramm, nicht bei einem Staubsauger, nicht bei einer Computermaus.

  1. Das Fehlen dieses und anderer Aspekte wird allerdings im Kapitel „Limitations and future work“ in der Studie explizit erwähnt. „Another limitation of the study is that it only included emotional trust as a mediating variable. However, there may be other variables that mediate the main effect. Accordingly, authors can explore the mediating/moderating effects of other variables such as technology adoption rates, product category involvement and, AI familiarity.“ ↩︎

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