Sandra Vucic von der WZ hat ein Video über OnlyFans-Agenturen gemacht, die junge Frauen (zB via Instagram-Nachricht) direkt ansprechen und dazu motivieren wollen, de facto pornografische Inhalte auf OnlyFans zu veröffentlichen. Sie, die Agenturen, würden „den Account aufbauen“ und „alles im Hintergrund regeln“, die Frauen Content-Creators sein und nur noch „ausführen“.
Der Einnahmen-Split macht das Geschäft für solche Agenturen interessant: 70% der Einnahmen gehen an die Agentur, 30% an die exponierte Sexarbeiterin, äh, Content-Creatorin. Lohnt es sich? Offenbar ja, denn solche Agenturen scheint es doch einige zu geben. Auch wenn ihre 24-jährigen Chefs sich offenbar keinen Schuhputz leisten können.
Was am Schluss des Videos übrigbleibt, ist ein mulmiges Gefühl, weil man richtiggehend spürt, wie man hier in eine Welt hineingezogen wird, die parallel existiert, mit anderen Logiken arbeitet und auf der Ausbeutung von Menschen basiert, auch wenn sie das mit allen Mitteln zu verstecken versucht. Vor allem aber wird zum x-ten Male klar, dass jeder und jede von uns aufpassen sollte, wenn eine Berufsbezeichnung plötzlich über einen englischsprachigen Begriff erfolgt: Der Facility Manager steht zur Reinigungskraft wie die Content-Creatorin zur Sexarbeiterin. Da ist nicht viel Unterschied. Außerdem riecht die Sache sehr nach moderner und schön verpackter Zuhälterei (mit ein paar kleinen Abstrichen, wie der im Video befragte Anwalt erklärt, wodurch die Behauptung, es sei Zuhälterei, schwierig wird). Ich glaube aber, die Beteiligten sehen sich auch nicht als Zuhälter und Prostituierte. Ob nun als Schutzmechanismus vor dem eigenen Gewissen oder aus steuerlichen Gründen.
Am Ende ist aber egal, wie man die Sache dreht und wendet: Wenn sich eine junge Frau entscheidet, mit OnlyFans Geld machen zu wollen, dann sei ihr das nicht genommen. Content-Creator auf OnlyFans sein kann ja sogar zu signifikanten Einnahmen führen. Aber wenn die ganze Sache von einer Agentur angestoßen wird, man von einer Agentur quasi angeheuert wird und die Tätigkeit fast schon wie die Tätigkeit einer Influencerin dargestellt wird, dann sollten die Alarmglocken läuten. Das Telefonat, das die Journalistin gleich am Anfang des Videos mit einer dieser Agenturen führt, öffnet einem schnell die Augen, denn schon bald fällt da sinngemäß der Satz, sie brauche sich, wenn sie als von der Agentur betreute Content-Creatorin auf OnlyFans arbeite, um nichts zu kümmern, denn das übernehme alles die Agentur; sie solle einfach nur ausführen. Und eben halt auch Brüste zeigen.