Opernball nach Lugner

Mal sehen, wie er wird, der erste Opernball nach und somit ohne Richard Lugner. Namen, Namen, Namen.

Ich bin gespannt, wie heute Abend über den ersten Opernball nach Richard Lugner berichtet werden wird. Was werden die Themen, was die Erzählung sein? Denn eines ist klar: Die einzige Person, der dieser Ball tatsächlich Freude bereitet, ja geradezu Spaß gemacht hat, Richard Lugner, wird fehlen. Somit auch die einzige Person, die als Trägermedium für eine sonst so gar nicht von diesen Attributen begleitete Veranstaltung fungieren könnte.

Lugner hat dem [Opernball] die erforderliche gesellschaftliche Breite verliehen. Er war das Bindeglied zwischen Opernkunst und Lebenskunst. Er war das [sic!] Organisator der Scheinwerfer, die von der ganzen Welt aus auf dieses an sich lächerliche Fest gerichtet waren. Einige Direktoren, vor allem aber Organisatorinnen der Veranstaltung haben das zu seinen Lebzeiten nicht erkannt, es war ihnen vielleicht auch lästig.

Christian Nusser

Stefanie Sargnagel, von der übrigens gerade ein Theaterstück zum Opernball im Rabenhoftheater spielt, meinte 2015, der Opernball wäre der „langweiligste, zachste, schleppendste, zermürbendste, ödeste Abend [ihres] Lebens“ gewesen und ihr wurde klar, „warum Richard Lugner das meiste Interesse auf sich [zog]“. Auch Therese Kaiser stellte zwei Jahre später fest, dass es dort außer Richard Lugner eigentlich nicht viel zu sehen gab. Vor alledem, 2007 nämlich, war das einzig relevante Thema auch nur Paris Hilton; somit Richard Lugner. Und letztes Jahr habe ich mir die Eröffnung des Opernballs auf ORF angesehen und fühlte mich ein wenig an die Hunger Games erinnert: Die gelangweilte Stimme eines gelangweilten – wenn bestimmt auch gut bezahlten – Moderators verlas die Namen der Kinder irgendwelcher Promis, die in den vorderen Reihen des Eröffnungskomitees aufgestellt wurden, damit man sie sehen kann. Und sinngemäß auch die der Kordelhalter, der Tanzlehrer und ihrer Assistenten. Und die Namen der Ballbesucher in dieser und jener Loge, sowie die Namen ihrer Gäste. Und noch mehr Namen. Dann eine Unterbrechung, weil irgendein Name im Rahmen eines Interviews zu irgendetwas befragt wird. Ist’s eh schön? Ja. Amüsieren Sie sich eh gut? Ja. Sind sie das erste Mal da? Ja. Dann weiter. Noch mehr Namen hier, noch mehr Namen dort.

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