The Oatmeal über mit KI generierte Kunst

Matthew Inman (The Oatmeal) beschreibt sein Empfinden von mit KI generierter Kunst. Ich stimme ihm zu, es ist enttäuschend.

Matthew Inman, Cartoonist unter dem Namen The Oatmeal, hat einen Cartoon über mit KI generierte Kunst geschrieben. Es ist ein Cartoon, also kann ich daraus nicht wirklich gut zitieren, aber es gibt einige Passagen die den Nagel auf den Kopf treffen.

When I consume art, it evokes a feeling. Good, bad, neutral – whatever. When I consume AI art, it also evokes a feeling. Good, bad, neutral – whatever. Until I find out that it’s AI art. Then I feel deflated, grossed out, and maybe a little bit bored. This feeling isn’t a choice. I’m not deciding to hate it. […] Even if you don’t work in the arts, you have to admit you feel it too – that disappointment when you find out something is AI-generated. […] As a kid, I had one of those little Casio keyboards where you could hit a button and it’d automatically play a song. I remember hitting the button. I remember standing there, pretending to make music. That’s how I see AI art. Standing there. Pretending.

The Oatmeal

Interessant, dass Matthew Inman das gleiche empfindet, worüber schon einige geschrieben haben: Künstliche Intelligenz beraubt uns unserer Freude und hat eine negative und demoralisierende Kraft. Außer denjenigen, die sich mittels Vorgeben („pretend“) durchschummeln, will sie eigentlich auch kaum jemand. KI ist aber dort gut aufgehoben, und das kommt in seinem Comic auch gut heraus, wo es um administrative und somit menschenunwürdige Tätigkeiten geht.

Aber es stimmt schon, was auch ganz am Anfang des Cartoons steht: Was die meisten auch nicht mehr wollen, ist ein weiterer Beitrag darüber, warum mit KI generierte Kunst nicht toll sein soll.

Aktualisierung am 18. Oktober 2026

John Gruber weist auf einen interessanten Punkt in Bezug auf die Voraussetzung von Matthew Inmans Kritik gegenüber mit KI generierter Kunst hin, in der es ja um die Wahrnehmung dieser Kunst geht, die sich ändert, sobald man über ihren Entstehungsprozess oder die dahinter stehenden Personen bescheid weiß.

If your opinion about a work of art changes after you find out which tools were used to make it, or who the artist is or what they’ve done, you’re no longer judging the art. You’re making a choice not to form your opinion based on the work itself, but rather on something else. […] Stanley Kubrick said, “The test of a work of art is, in the end, our affection for it, not our ability to explain why it is good.” If an image, a song, a poem, or video evokes affection in your heart, and then that affection dissipates when you learn what tools were used to create it, that’s not a test of the work of art itself. […] I think most “AI art” today completely sucks. But not because it was made using AI generation tools. It just sucks period. Good art is being made with AI tools, though, and more — much more — is coming.

John Gruber

Da ist natürlich etwas dran. Aber auch etwas dran ist, dass ich auf rationaler Ebene John Gruber bzw. Stanley Kubrick recht geben muss, auf emotionaler allerdings Matthew Inman. Womit sich die Argumentation plötzlich im Kreis dreht und die für die Kritik verantwortliche, ja, sie auslösende Prämisse zum stärksten Gegenargument für die Kritik selbst wird.

Wenn Kunst anhand unserer (emotionalen) Reaktion auf das Werkstück bewertet werden soll (und nicht anhand des Wissens um seine Entstehung), die Entstehung selbst aber integraler Teil des künstlerischen Arguments am Werkstück bildet, somit das abschließende Werk nicht mehr nur aus dem Objekt selbst, sondern zu gleichen Teilen auch aus seinem Entstehungsprozess besteht, dann wird die emotionale Reaktion auf beide wiederum legitim.

Kunst ist so ein freakingly faszinierendes Element unseres menschlichen Daseins, weil es solche Diskussionen möglich macht. Und wenn wir uns ehrlich sind, sind sie es, die die ganze Sache so richtig interessant machen.

5 Kommentare

  1. Ich finde dieses pauschale Abhandeln von „AI-Art“ falsch! Der Frust, den du beschreibst, kann gewiss aufkommen, aber doch nur, wenn der Eindruck entsteht, das Werk sei KOMPLETT von einer KI geschaffen, quasi auf Knopfdruck, bzw. mit einem sehr simplen Prompt.
    Das entspricht aber nicht den vielen Richtungen, die sich in AI Art entwickelt haben – insbesondere ist der menschliche Anteil in vielen dieser Werke sehr hoch! Zwar nicht mit Farbe und Pinsel oder digitalen Stiften, sondern durch Nutzung verschiedenster KI-Tools, die zusammen wirken und erhebliches menschliches Zutun erfordern, damit ein Ergebnis, das beeindruckt, zustande kommt. Wer je versucht hat, auch nur ein Bild nach eigenen Vorstellungen (!) kreieren zu lassen, weiß was ich meine!

    • Hi Claudia, Matthew Inman tut ja das Gegenteil – er handelt mittels KI generierte Kunst ja eben nicht pauschal ab. Fast ein Drittel seines Cartoons beschäftigt sich mit den durchaus auch vorhandenen positiven Seiten und er geht auch genau darauf ein, wie das für den Künstler oder die Künstlerin sogar ein Vorteil sein kann. (Ich habe in meinem Artikel diesen Teil aber nicht zitiert; das stimmt.)

      Außerdem glaube ich, dass du hier zwei Dinge miteinander vermengst, die aber scharf voneinander getrennt sind. Auf der einen Seite gibt es mittels KI generierte Kunst. Das ist genau das, was du ohnehin auch bennenst; das ist „Kunst“, die mit einem sehr simplen Prompt generiert wird und fast gar kein menschliches Element in sich trägt. (Um die geht es in dem Comic, übrigens.) Aber auf der anderen Seite gibt es „AI Art“ (es hat ja sogar einen Namen!), also eine ganz eigene Stil- und Schaffensrichtung, die KI ganz explizit als Mittel (Stilmittel?) einsetzt und sich somit jedweder Kritik, die auf KI bezogen formuliert wird, durch die Sichtbar- und Bewusstmachung von KI als Teil des Entstehungs- und Schaffensprozesses, entzieht.

      Der Ironie an der Sache noch ein Hütchen aufgesetzt: Es ist bemerkenswert, wie AI-Art sich damit verteidigt, „Kunst“ zu sein, weil ja – und hier wird’s argumentativ sehr interessant – ach so viel „erhebliches menschliches Zutun“ erfoderlich ist. Somit frage ich dich: Wenn „AI-Art“ auf der Grundlage „erheblichen menschlichen Zutuns“ basiert, ist es dann AI-Art oder nicht etwa doch „Kunst“, die sich nur der Werkzeugkiste KI-generierten Outputs bedient, aber das Schaffensmomentum eben ganz bewusst nicht an eine KI auslagert?

  2. Es ist „AI-Art“, wie du ja selbst im vorhergehenden Absatz beschreibst. „Art“ ist in diesem Begriff enthalten, das „AI“ jedoch m.E. unverzichtbar, eben wegen des erheblichen Anteils der KI. Ein Anteil, der grundstürzend ANDERS ist als der menschliche – und insofern Gegenstand der Forschung, aber auch der Kunst sein kann.

    Grade gesehen (begeistert!) :
    AI Art: How artists are using and confronting machine learning | HOW TO SEE LIKE A MACHINE (MOMA)
    https://www.youtube.com/watch?v=G2XdZIC3AM8

  3. Ich glaube, der Einfluss der Entstehungsgeschichte auf die Rezeption eines Werks ist stark vom Typ des Werks abhängig. Wir sind bereit, je nach Typ unterschiedlich viel Verwendung moderner Technik zu akzeptieren. Gehe ich in ein Konzert, erwarte ich mir, dass dort live gesungen und musiziert wird. Gehe ich ins Kino, rechne ich mit CGI und vielen anderen Techniken. Kaufe ich eine Schallplatte, erwarte ich mir, dass die Aufnahmen im Tonstudio professionell gemacht und bearbeitet wurden.
    Sicherlich könnte ich heutzutage ein Model dafür engagieren, in einem 3D-Scanner zu posieren, und dann mit Hilfe eines CNC-Routers das Abbild präzise aus einem Block Marmor fräsen. Das Ergebnis würde wohl als weniger wertvoll rezipiert werden als eine händisch hergestellte Statue wie z.B. Michelangelos David.

    • Ich stimme dir zu, was die Akzeptanz der Anwendung von Technik angeht. Nicht aber, wenn man sich genau ansieht, wie die Rolle von KI hier mit hineinspielt: Da ist es eben nicht nur so, dass Technik zur Anwendung kommt (dagegen hat ja auch niemand etwas), sondern, dass auch Teile des Kunstwerks von der KI „übernommen“ werden, was ja genau ihr Unterscheidungsmerkmal ist. Dagegen hat auch prinzipiell niemand etwas, solange sich die jeweiligen Künstlerinnen und Künstler (oder eben auch nicht) darüber bewusst sind, dass Teile als nicht von ihnen hergestellt betrachtet werden.

      Wie würdest du beispielsweise einen Roman bewerten, der zwar zu großen Teilen von einer Person selbst verfasst wurde, alle Landschafts- und sonstige Beschreibungen aber an eine KI ausgelagert und im Nachgang eingearbeitet wurden? Wie würdest du ein Musikstück bewerten, das von einer KI „komponiert“ und von einer echten Person ein wenig aufgepeppt wurde? Der Grad an Eigenverantwortung für den Output variiert – und ist bei der Nutzung von KI noch dazu schwierig einzugrenzen. Wieviel Einfluss nimmt der Lokalkolorit auf den Verlauf der Geschichte in einem Roman? Wieviel Komposition ist noch nötig, wenn das KI-generierte Lied eigentlich bereits fertig ist? Diese Unschärfe, die wir momentan praktisch immer zugunsten der KI auslegen, weil wir alle davon ausgehen, dass Menschen den bequemen Weg wählen, verursacht das ungute Gefühl. – So denke ich zumindest.

      Und um auf dein Model zu Marmor-Beispiel zu kommen: Ja, das würde ich mitnichten als Kunst wahrnehmen, sofern nicht irgendeiner der Prozesse nicht mit einer Besonderheit aufwarten können. Das ist ja im Grunde 3D-Druck. Stellt sich aber jemand hin und fräst den Block in eine Form von der Qualität eines David (oder der vielen anderen beeindruckenden Werke dieser Art), dann sieht das schon ganz anders aus. Wobei auch hier die Bewunderung aus zwei Teilen besteht: Einerseits im künstlerischen, andererseits, und der wird hier hervorgehoben, im handwerklichen Aspekt.

      Und ja, klar, wir wissen alle, dass auch ein Michelangelo Teile seiner Arbeit nicht selbst, sondern von seinen Schülern hat durchführen lassen.

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