Über die 28 bei Google Protestierenden

Google hat mit starker Hand auf die 28 Protestierenden, die gefordert hatten, einen Vertrag des Unternehmens mit Israel aufzulösen, reagiert, sie sofort entlassen und solche Aktionen in Zukunft verboten.

David Heinemeier Hansson lobt die Entscheidung von Google, die 28 Angestellten, die in den Büroräumen von Google gegen einen mit Israel abgeschlossenen Vertrag demonstriert hatten, entlassen zu haben. Nicht Israel ist das Thema, sondern politischer Protest am Arbeitsplatz.

28 Googlers occupied the CEO of Google Cloud’s office for 10 hours this week, defaced property, and prevented other Googlers from doing their work. Because Google provides cloud services to Israel, said the occupiers. And thus The Current Thing demanded it be stopped by whatever means possible. […] But then the most amazing thing happened. There was no drawn-out investigation. No saccharine statements about employee’s rights to occupy offices, preventing work from happening, or advance their political agenda at work. Nope. They were just fired. Immediately. All 28 of them. […] But it gets better. Google followed up the unceremonious firings by calling an end to employees bringing their politics to the office. Just like Coinbase did, just like we did.

David Heinemeier Hansson

Politik in die Arbeit mitbringen? Den Arbeitsplatz für politische Statements nutzen? Das ist eine wacklige Sache. Ich bin damit nur selten konfrontiert worden, aber wenn ich mich an eine Zeit erinnern kann, in der Arbeit in von mir größtenteils als unnötig und von vorne herein zum Scheitern verurteilt eingestuften, politischen Aktionen gestört wurde, dann waren das meine Jahre an der Uni. Dort, ich muss es gestehen, hat mich solcherlei Aktionismus immer gestört. Vor allem, wenn er so unwirklich unwirksam war. Ich habe bis heute nicht verstanden, was es bringen soll, wenn sich zum Beispiel eine Kollegin in einem Proseminar mit acht Teilnehmern während eines Referats auf den Tisch stellt und zum Boykott gegen irgendein Produkt, eine Partei oder ein Land aufruft oder ein Kollege die Befreiung eines politischen Gefangenen in irgendeinem weit entfernen Land herbeiwirken will, in dem er Flyer ins Publikum wirft und einen Vortrag stört. Immerhin, es gab nicht allzu viele solche Störungen und die sonst an der Uni übliche Politik hat sich vorm Eingang des Hauptgebäudes oder in den Gängen abgespielt. Und da hat es mich nicht gestört, da ich derjenige war, der bestimmen konnte, ob ich der Aktion meine Zeit widme oder nicht.

Ist [Arbeitsbereich] ein Ort für Politik? Ja.
Ist [Arbeitsbereich] ein Ort für Politik? Nein.

Am nicht mehr der Ausbildung, sondern der tatsächlichen Lohnarbeit gewidmeten Arbeitsplatz selbst habe ich den Einfluss politischer Aktionen nur wenig zu spüren bekommen und wenn, dann wurden diese Einflüsse sehr schnell beseitigt. Die Sache ist natürlich ein schwieriges Thema, denn schränkt man die Möglichkeit, politisch aktiv zu sein, auf das ein, was an Bereichen, in denen sich Menschen aufhalten, öffentlich verfügbar ist, dann ist das im Grunde genommen ein gewaltiger Einschnitt. Denn wo verbringen wir die meiste Zeit unserer besten Jahre? In Büros und anderen Arbeitsräumen. Wo sollen wir politische Meinungen kundtun oder eine Agenda verfolgen, unseren Interessen nachgehen und Lebensvorstellungen realisieren? Daheim vorm Fernseher? In ohnehin nicht mehr existierenden Treffen mit Freunden? Jedenfalls zum Vorgesetzten ins Büro setzen und dort protestieren kann es nicht sein. So sehen es jedenfalls David Heinemeier Hansson, Google und andere Unternehmen.

Aktualisierung am 24. April 2024

Die Entlassenen haben auf Medium.com ein Statement veröffentlicht, das ihre Sicht der Dinge, allerdings mehr auf die Begründung für den Protest und die politische Aktion, erklärt.

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