Was für eine Verkettung von Zufällen, die mich am Ende zum stärksten und bislang schönsten Argument geführt haben, ein Blog zu betreiben und… zu schreiben. Ohne langes Herumreden, hier die letzten zwei Absätze eines Beitrags von Marc Weidenbaum aus dem Jahr 2019, dem zwanzigjährigen Jubiläum des Wortes „Blog“.
Don’t concern yourself with whether or not you “write.” Don’t leave writing to writers. Don’t delegate your area of interest and knowledge to people with stronger rhetorical resources. You’ll find your voice as you make your way. There is, however, one thing to learn from writers that non-writers don’t always understand. Most writers don’t write to express what they think. They write to figure out what they think. Writing is a process of discovery. Blogging is an essential tool toward meditating over an extended period of time on a subject you consider to be important.
In any case, part of blogging is knowing when you’re done with a post. I’ll begin to end by repeating something: 2019 is the 20th anniversary of the word “blog.” If you sense something went wrong with the internet along the way, you might ask yourself if that happened around the time blogging began to decline. It’s time to build back up the self-published web.
Bring out your blogs, Marc Weidenbaum
„Die meisten Autoren schreiben nicht, was sie denken. Sie schreiben, um herauszufinden, was sie denken.“ – Schreiben, so verstanden, ist ein langsamer, aber nachhaltiger und gewinnbringender Erkenntnisprozess. So etwas kann man auf einer schnelllebigen Plattform sowohl technisch als auch aus dem Kontext des Lesens durch Dritte heraus nicht machen. Kann sich jemand einen Beitrag auf zB Facebook vorstellen, der auf einen anderen, Monate zuvor veröffentlichten Beitrag verweist und sich tatsächlich erwarten, dass das jemand liest?! Nein, das geht gar nicht.
Und doch wimmelt es in sozialen Medien nur so von tagtäglich veröffentlichten Beiträgen. Was sind das für Beiträge? Warum will ich sie nicht in den nachhaltigen Erkenntnisprozess eingliedern, den ich im Bloggen sehe? Weil sie – und davon bin ich immer mehr überzeugt – nicht das Resultat eines originären, aus dem Impetus des eigenen Interesses erwachsenen Erkenntnisprozesses abbilden, sondern ein platter Versuch sind, „dabei zu sein“. Wer in den sozialen Medien Beiträge veröffentlicht, versucht, den in der eigenen Bubble vorherrschenden Grundton zu treffen und dabei nicht seine eigene Position zu stärken, das individuelle Denken in den Vordergrund und zur Diskussion zu stellen, sondern den vorherrschenden Grundton zu be- und zu verstärken. Je mehr auf Linie der Social Media Post ist, umso mehr wird man belohnt.
Dieses Verhalten erinnert mich an ein Zitat von Elfriede Jelinek zum Thema Kronen Zeitung, in dem sie auch den emotionalen Aspekt dieser Bestärkung anführt: „[Die Menschen] freuen sich, dass es welche gibt, die sagen, was sie immer schon gesagt haben.“ – Bloggen ist das Gegenteil, denn es erfolgt alleine, abgeschieden und zurückgezogen. Social Media in der Gruppe, mittendrin und voll dabei.
Bloggen ist Seven of Nine, Social Media ist Borg.
Ich vermute mal, dass beides nicht der heilige Gral ist. Bloggen wird auch gerne für die Selbstdarstellung genutzt. Narzissten gibt es jedoch inzwischen, wie Sand am Meer.
Ob das eine gute gesellschaftliche Entwicklung ist?
Zumeist wird ja der Blogartikel geschrieben und dann bei den diversen Plattformen verlinkt. Oder jemand anders tut das.
Ich habe meinen ersten Blog in die Tonne gekloppt, als ich den Kommentar eines Schülers drin kleben hatte: „Wir haben heute Deinen Blog im Deutschunterricht durchgenommen. Haben sehr gelacht.“
Ich glaube, es gibt diese und jene. Und wenn es einem Spaß macht, womöglich beim Denken hilft und hie und da auch Anderen nützlich ist, dann ist das schon ein angenehmer Nebeneffekt eines der ruhigsten und nachhaltigsten Hobbies, die man haben kann. Was glaubst du, was ich mir teilweise hab anhören können oder hier in den Kommentaren gelesen habe? (Das war ja auch der Grund, warum ich jahrelang die Kommentare geschlossen hielt und sie erst vor kurzem wieder geöffnet habe.)
Ob das tatsächlich auf „die Gesellschaft“ anwendbar ist, bezweifle ich stark. Bloggen ist ein absolutes Randphänomen, wenn man es auf die klassischen Blogs herunterbricht; sobald einmal Twitter, Postings auf Facebook oder auf LinkedIn usw. mit dabei sind, ist’s eh schon vorbei. Aber dann befinden wir uns auch im großen (gesellschaftlichen) Argument und da gebe ich dir, sofern das deine Intention war, recht: Das ist eine fragwürdige Entwicklung. Nur glaube ich, dass sie sich nicht auf die Tätigkeit des Bloggens bezieht, sondern – und auch hier interpretiere ich deine Intention hinter dem Argument – die Verbreitung von (manchmal recht fragwürdigen) Inhalten.
Also so oder so… nützt’s nix, schadet’s nix, sagt man hier bei uns in Österreich. Und mit dieser Gelassenheit, glaube ich, muss man ans Bloggen rangehen.
Stimmt. Fragwürdige Themen waren bei mir recht häufig dabei. So komplett allgemein schreiben wollte ich ja auch nicht.
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